Der Irak in den Medien, Teil 506
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Nun stellt sich also endgültig heraus, daß fast
die ganzen Museumsplünderungen, für die einzig die
Amerikaner als Verbrecher am Weltkulturerbe
wochenlang auf Schärfste angeprangert wurden,
offenbar nie stattgefunden haben. Zwar ist es
schon etwas besonderes, daß über diese Tatsache in
den meisten deutschen Medien überhaupt berichtet
wird. Aber nicht ein Medium hat sich meines
Wissens einmal selbst hinterfragt, ob es in dieser
Angelegenheit vielleicht Fehler gemacht hat und
Dinge als Tatsachen verbreitet hat, über die man
sich offensichtlich nicht sicher sein konnte, da
es im Endeffekt schließlich scheinbar nicht
annähernd so war, wie es dargestellt wurde. Es gab
nicht einen Ton des Zweifels, als die
entsprechenden Berichte damals gesendet wurden.
Nur die weinenden Mitarbeiter und die US-Panzer
vor dem Ölministerium. Daß sich das nun alles als
große Ente rausstellt, geht nunmehr in der
Nachrichtenflut von Reformagenda, Sportschau in
der ARD und Klitschko-Kampf weitgehend unter. Was
bleibt, ist dagegen der falsche, aber enorm
emotionale Eindruck der Schuld der Amerikaner an
der Zerstörung wertvollster Kunstgegenstände - ein
scheinbarer Beweis für die Raffgier und Unkultur
der Kreuzzügler von jenseits des Teiches.
Im gleichen Atemzug zerreissen sich wiederum
Sendungen wie Monitor etwa den Mund über die
angebliche Inszenierung des Falls Jessica Lynch,
bei dem man jedoch selbst in Amerika derzeit nicht
so genau weiß (nur in der Monitor-Redaktion
natürlich, investigativ wie sie nun einmal sind),
was davon nun stimmte und was nicht, in den
US-Medien. Es ist das selbe Muster wie stets:
Amerikas Medien üben sich in Selbstkritik. Die
deutschen Medien üben sich in Amerika-Kritik,
verbreiten dabei gleichzeitig ihrerseits scheinbar
wenig geprüfte Fehlinformationen und geben nicht
einmal dann Verfehlungen zu, wenn sich etwas als
völlig anders darstellt, als man es berichtet
hatte. Dann macht man sich über denjenigen lustig,
der die Fehlinformation in die Welt gesetzt hat
(vgl. z. B. den Informationsminister, der in den
deutschen Medien zu Kriegsbeginn weitaus mehr
Glaubwürdigkeit genossen hat, als viele es dann im
Nachhinein scheinen lassen wollten), ohne darüber
nachzudenken, wie es denn dann sein kann, daß man
diese Dinge selbst offenbar geglaubt (und
verbreitet) hat und vielleicht auch glauben (und
verbreiten) wollte. So viel zum Thema
´objektivste´ und ´informativste´
Berichterstattung aller Zeiten.
Ja, im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer.
Manchmal ist sie dabei allerdings auch das Opfer,
derjenigen, die diesen Sachverhalt scheinbar am
meisten beanstanden und den Anspruch erheben, die
Wahrheit zu ´verteidigen´...