Kunst oder kann weg?

Divara @, Sonntag, 30. November 2014, 07:57 (vor 3818 Tagen)

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Hat uns die WestLB das nun geschenkt, oder war es nur eine Dauerleihgabe?
Die Stadt behauptet Ersteres, die Org, die die WestLB abwickelt Letzteres. Und will es vertickern.

Das Ganze heißt "Toleranz durch Dialog".

Das Wort Toleranz benutze ich bekanntlich nicht mehr, und das Wort Dialog kommt nur noch in Schüleraufgaben vor: "Schreibe einen Dialog zwischen A und B über die Frage "Schuluniformen, ja oder nein?".

Ich halte es für einen Haufen Schrott mit einem blöden Titel und fände an der gleichen Stelle zwei Bänke, auf denen man sitzen kann, viel zweckmäßiger. Aber die Stadt steht Kopf.

Der Schmied heißt Edoardo Chillida.

Sacht mal was.

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Kunst oder kann weg?

The Editrix ⌂ @, Sonntag, 30. November 2014, 08:17 (vor 3818 Tagen) @ Divara

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> Sacht mal was.

Die typische Mischung aus pseudo-kultureller Bürgerverarschung und abartigem Gutmenschendreck.

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In Bochum erregte vor vielen Jahrzehnten diese Skulptur von Richard Serra Aufsehen. Das nahe Gymnasium am Ostring wurde daraufhin zum Gymnasium am Rostding.

Ich weiß nur noch, dass es damals (!) schon mehrere 100.000 DM gekostet hat. Falls ich jemals gewusst habe, wofür es stehen soll, habe ich es inzwischen lange vergessen.

Mir fällt da die Anekdote von dem SPD-Kulturlokalpolitiker aus meiner Bochum-nahen Heimatstadt ein, der von "Munnolisa dat olle Plädderdüppen" gesprochen haben soll. (Wer kein Westfälisch-Platt versteht -- ich kann das gerne übersetzen.)

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ODERINT DUM METUANT
(Caligula)

Kunst oder kann weg?

Divara @, Sonntag, 30. November 2014, 10:03 (vor 3818 Tagen) @ The Editrix

Das Tröstliche: Schüler wissen, wozu so was gut ist. McKillroy passt überall hin.
Plädderdüppen dürfte auf Masematte die Kaline sein, oder?

Mit diesem Schrotthaufen war das so: Chillida der Große hatte ihn erstellt und der Stadt angeboten. Die fand ihn mit 1 Mio Bürgergeldern zu teuer. Da sprang die WestLB ein, kaufte das Teil und schenkte es der Stadt. Senor Chillida bestand aber darauf, dass der Platz, auf dem es stehen sollte, dem Kunstwerk angepasst würde. Ein Teil musste tiefer gelegt werden und nur über Treppen zugänglich sein. Das musste die Stadt selber bezahlen. Kosten 900 000 DM.

Heute sagt die WestLB-Abwicklungsfirma, die Origano oder so ähnlich heißt, das sei gar kein Geschenk gewesen, sondern eine Dauerleihgabe, und das Gesetz verpflichte sie zum Verkauf.

Was mich angeht: ich teste regelmäßig die Wirkung des Kunstwerks auf die Umwelt, denn es ist in der Regel Ausgangspunkt für unsere Turi-Touren. Seit 22 Jahren warte ich darauf, dass mich mal jemand fragt: Was ist das da?
Ein oder zwei Mal ist das tatsächlich geschehen. So ist das mit der modernen Kunst, die doch angeblich so provozierend wirkt und Dialoge anregt.

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Kunst oder kann weg?

The Editrix ⌂ @, Sonntag, 30. November 2014, 10:16 (vor 3818 Tagen) @ Divara

Interessant! Ich kann dir nur zustimmen.

Plädderdüppen heißt Regenfass und steht metaphorisch für eine unattraktive Frau. Also auf Hochdeutsch so etwa: "Die hässliche Mona Lisa". Es gibt auch einen Hintergrund für das Zitat, aber den habe ich leider vergessen.

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ODERINT DUM METUANT
(Caligula)

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