Das Flugzeug
Ich erinnere mich an den Flugzeugabsturz der Concorde 2000. Ich war damals auf dem Flughafen Charles de Gaulle und wartete auf den Anschlussflug nach Münster. Ich setzte mich in ein Café an einen Tisch, an dem bereits zwei junge Männer saßen, die ständig versuchten, mit dem Handy eine Verbindung zu bekommen. „Das Netzt ist zusammengebrochen“, sagte einer. Dann klappte es doch, und er hörte kurz zu und sagte dann: „Ach, es ist schon durch die Medien?“ Nachdem er aufgelegt hatte, fragte ich nach: Entschuldigung, was ist schon durch die Medien? Erst dadurch erfuhr ich, dass ein Flugzeug abgestürzt war.
Ich stand auf, ging durch die Wartehalle und sah dann ein Gruppe von Menschen um eine Air France Mitarbeiterin stehen, ich stellte mich dazu und hörte gerade noch: Sie sind alle tot, und 16 Besatzungsmitglieder auch. Dann fing sie an zu weinen.
Der Flughafen wurde geschlossen, ich würde die Nacht wohl dort verbringen müssen. Irgendwann zwischen zehn und elf Uhr abends wollte ich noch einmal zum WC; auf dem Weg dahin sah ich eine Schlange vor einem Gate; ich fragte den letzten der Schlange, ob etwa eine Maschine flöge? Ja, sagte er, eine einzige Maschine fliegt. Und wohin fliegt sie? fragte ich. „Nach Münster“, antwortete er. Wer will kann mitfliegen.
Ich ging nicht zum WC, sondern blieb in der Schlange stehen. Von oben sahen wir die brennende Maschine.
Als ich glaubte, die Flughöhe sei erreicht, wollte ich aufstehen, weil ich ja eigentlich zum WC gewollt hatte. Zum ersten Mal in meinem Leben wurde ich von einer Stewardess angeschriene, ich solle mich wieder hinsetzen. Später entschuldigte sie sich (was überflüssig war) und sagte, ich könne jetzt gehen.
Über Lautsprecher wurde mitgeteilt, man habe Busse nach Paderborn, Köln und anderen Städten geordert, man bäte Münsteraner, die Taxis anderen zu überlassen und einen Transfer durch Freunde oder Familie selbst zu organisieren. Damals besaß ich noch kein Handy und stellte mich darauf ein, bis zum Morgen auf dem Flughafen zu warten.
Als ich ankam stand da jemand und wartete auf mich. Er hatte über Bildschirmtext alles verfolgt. Sogar mein Koffer war da.