Schreibrechtsreform 1995
Ein nicht geringer Grund lag sicherlich auch in der Lernmethode, die unseren Grundschülern nahelegte, "wie man spricht" beziehungsweise "wie man (es) hört" zu schreiben. Ich höre ein deutliches 't' am Ende de Wortes 'Hund', bestenfalls ein 'dt'.
Hat der 9 jährige Schüler sich diese Schreibweise erst einmal eingeprägt, fällt die Änderung natürlich schwer.
Zum Glück hat man diese Methode nach zehn Jahren in den meisten oder inzwischen allen Bundesländern wieder abgelegt.
Nein, so wie es in der Bevölkerung erzählt wurde, hat man das nicht praktiziert. Es sollte lediglich die Möglichkeit gebem Kinder etwas schreiben zu lassen, was sie ausdrücken wollen, ohne durch die Regeln behindert zu werden. Das sollte nur eine Arbeitsaufgabe unter anderen sein. Aber wie gesagt, in Fremdsprachen geht man z.T. immer noch so vor. Würde man die rechtschreibung in einem englischen oder französischen Text bewerten, müsste man neue Noten einführen: 7,8,9...
Wie kommt das, liebe Divara?
Ich habe stets den Eindruck, die Schüler pauken heutzutage viel mehr als wir damals.
Wie es wirklich letztlich kommt, kann ich auch nur vermuten. Der Fehler muss schon in den Grundschulen liegen, und dort habe ich wenig Einblick. Ich denke aber, es wird einfach zu wenig geschrieben und zu wenig gelesen, und stattdessen werden unterhaltsame Dinge gemacht, die zur Entwicklung des Gehirns nichts beitragen.
Man beginnt mit Englisch in der 1. Klasse. Das Ergebnis: in der 4. Klasse beherrscht die Schülerin (mir persönlich bekannt) als einziges den Satz "What's your name?" und ist nicht von der Überzeugung abzubringen, dass das bedeutet "Wie geht es dir?". Also 4 Jahre vertane Zeit. Zeit, in der gelesen und geschrieben werden könnte.
Pauken? Nein, das geschieht in der Regel nicht mehr. Pauken, das ist das langweilige Lernen von Vokabeln (mit ständiger Wiederholung), das Nacherzählen von Texten, das lernen des kleinen Einmaleins, bei einem Musiker wären das die Tonleitern rauf und runter - das alles ist ätzend und öde, aber ohne geht es nicht. Und man muss es nur eine Weile trainieren, dann fällt es leicht. Ich muss heute keine Vokabeln mehr pauken. Ich sehe sie und behalte sie.
Ein Neurobiologe könnte wohl besser erklären, was sich im Gehirn abspielt, wenn man "paukt". Deshalb lernt man immer fürs Leben und nicht nur für die Schule. Es sei denn, man bleibt an der Oberfläche hängen.
Im Kinderfunk hörte ich gestern einen Bericht, wonach rund die Hälfte der Schüler während der 'Großen-Ferien'
zumindest zeitweise den Nachhilfeunterricht fortzuführen, um Wissenslücken aufzuarbeiten.
Das könnte stimmen. Aber nach meiner Erfahrung sind es gar nicht "Nachhilfestunden". Es ist der eigentliche Unterricht, der in der Schulzeit nur reduziert stattfindet. "Das hat uns noch niemand erklärt", iste ein Satz, den ich immer wieder höre.
Dann kam ein Lehrer zu Wort, der meinte, die sechs Wochen seien viel zu lang. Die meisten Schüler vergessen.
Wenn ich wirklich etwas beherrsche, vergesse ich es in 6 Wochen nicht. Oder es wäre schnell wieder zu reaktivieren. Viel schlimmer sind die ständigen Unterbrechungen zwischendurch ("Brückentage"), die ein kontinuierliches Lernen blockieren. Das müsste wirklich abgeschafft werden.
das vor den Ferien gelernte. Und die ersten vier Wochen nach den Ferien würden zwangsläufig dazu genutzt werden,
den Unterrichtsstoff ( aus der Vor-Ferienzeit ) aufzufrischen.
Vor den Ferien wird kaum gelernt. Zwischen Ostern und Ferienbeginn spielt sich fast nichts mehr ab. Ständige Feiertage, Abriutprüfungen, Abiturfeiern (mehrmals) Klassenfahrten, Praktikum, 3 Wochen vor Schulende werden die Bücher eingesammelt. Also muss der verlangte Stoff nach den Ferien gelernt werden.
Aber zurück zu den Noten und der Rechtschreibung: Was also überfordert die Schüler? Denn fleißig sind sie doch.
Im Vergleich zu früheren Schülern nicht - ich denke an die 80er Jahre.
Letztlich muß es doch am pädagogischen Konzept liegen, oder?
Ja, ganz und gar. Denn die Menschen werden ja nicht blöder. Die Bildungspolitik ist katastrophal. Das Niveau darf nur so hoch sein, dass es jeder schaffen kann. Erstaunlicherweise werden dann allerdings in Klassenarbeiten Dinge verlangt, die die Schüler gar nicht gelernt haben. Und die oft selbst nicht einmal beherrschen. Die Klassenarbeiten unterliegen strengen Richtlinien, erstellt vom Ministerium, das sich weigert, die Realität zur Kenntnis zu nehmen. (Dann kommt der Anruf: Frau Divara, Sie müssen mir unbedingt helfen...")
Natürlich habe ich nur das Stammtisch-(Spiegel-)Wissen {s.o.}, aber - wie ich schon einmal berichtete - es ist doch grotesk,
wenn der aufgeregte, verzweifelte Vater dreier Töchter mich anruft und um Hilfe bittet, weil seine kleinste Tochter ( seinerzeit 7.Klasse ) gerade mit der 2.Fremdsprache, nämlich Latein, angefangen hat und nun die Hausarbeiten nicht erledigen kann. Mein Einwand, seine älteste Tochter sei doch nun in der 13. ud habe vor einem Jahr das Große Latinum erfolgreich bestanden, wird entgegengehalten: "Aber sie hatte in der 7. ein anderes Buch und das von der Kleinen versteht sie auch nicht. Sie hat's versucht, sie kann nicht helfen."
Auch das stimmt. Bücher werden immer wird ersetzt. Strategie der Verlage, die verhindern wollen, dass man Bücher aus 2. Hand oder die Bücher von Geschwistern benutzt.
Liebe Divara, das Abitur ( ich war immer ein schlechter Schüler ) absolvierte ich vor fast einem halben Jahrhundert, aber 'ab urbe condita' etc. bekomme ich noch im Schlaf hin.Und trotz gravierender Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnislücken eines verkalkten, schlecht durchbluteten Gehirns kann ich die ersten 3 oder 4 Absätze von Caesars 'De Bello Gallico' auswendig aufsagen und anschließend - ohne nachzuschlagen - frei oder wortgetreu übersetzen.
Das hat Sie früher wahrscheinlich gelangweilt. Aber glauben Sie mir, die Schüler, die heute stattdessen Plakate kleben müssen, die langweilen sich auch. Ihre Denk- und Analysefähigkeit haben Sie mit Caesar auf jeden Fall besser trainiert. Und das wird in sehr vielen Situationen genützt haben, ohne dass es Ihnen bewusst war.
Das Problem meines Nachbarn war also nicht die kleine sondern die große Tochter: Sie hat es nie verstanden.
Wahrscheinlich war das Verstehen auch nie intendiert, eher galt, die nächste Klassenarbeit erfolgreich zu absolvieren. Klar auch: Heutzutage mit multiple choice. Ein lateinischen Halbsatz, fünf mögliche Übersetzungsvorschläge, von denen zwei oder drei richtig sind. Im Grunde braucht man nur einige Vokabeln zu kennen, um die richtige Lösung auszuwählen.
Immer war es nur eine punktuelle Vorbereitung FÜR die eine Klausur. Und wenn das abgehakt war, konnte es vergessen werden.
Der Stoff, der heute in Klausuren verlangt wird, ist für Schüler oft nicht kalkulierbar. Sie wissen gar nicht, was sie dafür lernen sollen. Das verursacht natürlich Stress.
Wir hatten schon damals das Gefühl, nur für die Schule ( und nicht fürs Leben ) zu lernen. ( Seneca hatte recht.)
Heute gilt das - so scheint es - um so mehr.
Das war immer nur ein "Gefühl", mehr nicht. Aber früher war die Schule zumindest ehrlicher: man redete uns nicht ein, sie mache Spaß. Heute muss Schule "Spaß" machen. Und es klappt nicht.
Wenn Lehrer verheizt werden, machen sie keinen guten Unterricht.
Es wird natürlich Bundesländer geben, wo es besser läuft. NRW rangiert im Qualitätsranking auf Platz 15. (Berlin ist das Schlusslicht). Andererseits gibt es natürlich pfiffige Köpfchen, die selbst aus diesem System Nutzen ziehen. Zum Glück.
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