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Ishah, Sonntag, 31. August 2003, 01:49 (vor 7927 Tagen) @ Smadar

Ich habe allerdings eine funktionalere Theorie.
Antisemitismus ist historisch als eine unrechte
Position gebrandmarkt.


http://www.welt.de/daten/2002/06/15/0615lw338238.h
tx
Nach dem Holocaust steht der Antisemitismus unter
Kuratel. Keiner macht sich anheischig, sich offen
zum antijüdischen Ressentiment zu bekennen. Hinter
dieser Deckung verborgen kann es um so leichter
seine kontaminierende Wirkung tun. Vor allem dann,
wenn das antisemitisierende Ressentiment wie
verkehrt und mit vorgeblich demokratischem,
menschenrechtlichen Gestus von sich Reden macht.
Als trotzige Behauptung der Meinungsfreiheit etwa.
Oder der Kritik, die man sich an einzelnen Juden
oder am jüdischen Kollektiv nicht mehr verbieten
lässt.

Der Antisemit ist mit Blindheit geschlagen. Er
sieht am Objekt seiner Erregung vorbei. Es redet
gleichsam aus ihm heraus, wenn er über Juden
spricht. Im guten Glauben über Triviales zu
plaudern, gibt er bauchredend seine Projektionen
preis. Dem Antisemiten ist also nicht zu helfen.
Dem Bemühen um Aufklärung ist die Müßigkeit des
Aberglaubens eingeschrieben. Denn Antisemitismus
ist nicht bloßes Vorurteil, er ist Welterklärung.
Seine Tradition sitzt tief.

Der Antisemitismus ist durch den Holocaust in
Verruf geraten. Wer sich über den Holocaust
empört, glaubt sich aller antisemitischen Regung
frei. Martin Walser fuhr dem Opfer des Holocaust
Ignaz Bubis mit dem infamen Hinweis über den Mund,
er, Walser, habe sich bereits mit Auschwitz
auseinander gesetzt, als Bubis noch darüber
geschwiegen habe. Mit der selbstverständlichen
Hinnahme dieser Ungeheuerlichkeit war der
Niedergang öffentlicher Urteilskraft ratifiziert.

...geht gleich weiter...
im Foyer gibt´s vielleicht ein Eis?


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