Die Menschheit ist gefährlich dumm

Ihr Name, Mittwoch, 24. September 2003, 19:35 (vor 7903 Tagen)

Fast ein halbes Jahr nach dem Krieg im Irak:

Keine Sau kümmert´s. Noch vor wenigen Monaten (ich
betrachte 5-6 Monate als keine lange Zeit)
versammelten sich 500.000 Menschen in Berlin für
eine Demonstration. Es geht schliesslich darum,
dass Armaggedon zu verhindern. (Flächenbrand) Wenn
man diese Menschen heute befragen würde, ich bin
mir sicher, über die Hälfte wüssten nicht, ob sie
damals an der Demonstration beteiligt waren. Und
mindestens 10% wissen wohl bis heute nicht, wo der
Irak liegt.

Wenn sich jemand auf dem Weg macht, um für
irgendwas zu demonstrieren, der sollte zumindest
wissen für was, und es sollte eine Überzeugung
sein. Und nicht, weil es »hip« ist, und jeder
macht.

Und jetzt? Tja, alles wieder vergessen. Die Bücher
von Scholl-Latour über ebay verkauft und
Spiegel.de aus der Favouriten-Liste des Browsers
gestrichen, Armageddon kam nicht.

Ich erinnere mich an die Mitte der neunziger Jahre
in Deutschland. Da war das Thema Scientology für
ein paar Monaten das Thema. keiner wusste was
genau das ist, aber irgendwie war´s schon schlimm
mit ihnen.. Ausserdem hatte die Organisation
Medienberichten zufolge schon fast die
Weltherrschaft, und mindestens in jedem Vorstand
einer Firma einen Agenten. Ich erinnere mich an
eine Szene 1996 vor einem Kino: eine mittlere
Menschenmenge protestierte gegen die Aufführung
von "Mission impossible", Grund: Tom Cruise
(Scientologe) spielt mit.

Nach weiteren ein zwei Monaten war das Thema
vollkommen aus den Medien verschwunden. Es war
einfach weg. Frage heute mal jemand nach
Scientology, die meissten wissen nicht mal mehr
was das ist.

Die Weltherrschaft haben sie ausserdem immer noch
nicht..

Jahr 1999: Die Welt geht unter, hauptsächlich
wegen der Computer. Genau am 1.1.00 um 0.00 Uhr
müssten wir alle von fehlgeleiteten Atombomben und
abgestürzten Satelliten längst zerschmettert sein.

2000: Wir leben noch. Neues Ungemach droht. Der
erste BSE Fall in Deutschland. Wieder müssten wir
eigentlich alle tot sein, da "statistisch" fast
jeder Rindfleisch gegessen hat, und die BSE Rate
hoch ist und so weiter.. nach genau einem Monat
nach bekannt werden.. basta. Aus und vorbei. Das
Thema war verschwunden, überquellende
Internetforen zu BSE sind über Nacht leer.


Als ich ein Kind war, und das erste mal über den
Holocaust las, konnte ich mir kaum vorstellen, das
ein Mann so was schaffen konnte. Das es möglich
ist, Menschen so zu verwirren, um etwas wie den
Holocaust möglich zu machen. Tja, als ich einiges
miterlebt habe, weiss ich, es geht. Es geht sogar
extrem einfach.

Das Beispiel mit den Scientologen war für mich ein
Schlüsselerlebnis. Binnen ein, zwei Monaten wurde
eine derart seltsame Stimmung gegen etwas
geschaffen, das vor einen Monat nicht mal bekannt
war, dass, wenn diese Berichterstattung noch über
ein oder zwei Jahre ginge, und dann ein Politiker
mit der Idee käme, alle Scientologen auf eine
einsame Insel zu verfrachten, eine nicht
unerhebliche Menge für diesen Vorschlag wäre.

Bis heute habe ich übrigens keinen einzigen
Scientologen auch nur gesehen.. (und dabei waren
sich doch überall.. zumindest im Jahre 1996)

Vor kurzer Zeit wurde bekannt, das im Kongo
Millionen Menschen durch einen Krieg starben, und
den überwiegende Mehrheit der Menschen wusste das
nicht mal. Dafür hatten sie aber über jede
Truppenbewegung im Irak Informationen. Welche sie
in einem Monat wieder vergaßen.

Und so weiter, und so weiter.

Ich habe wirklich Angst vor der Spezies Mensch.
Ehrlich gesagt, hasse ich sie sogar.

Ich hasse sie nicht aus den üblichen Gründen die
von irgendwelchen Weltverbesserern genannt werden.
(Kriegerisch.. aggressiv) Sondern aus ganz
anderen.


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