Lieber Henryk, wann immer ich schlechte Laune
habe, lese ich mit Begeisterung "Der Schmock der
Woche". Ich habe einen Vorschlag für einen
Superschmock.Ich weiß nicht, ob
Du Dir Julius H. Schoeps: "Mein Weg als Deutscher
Jude" (Pendo-Verlag Zürich 2003) angetan hast.
Hier nur eine
kleine Passage:
"Mehr oder weniger hat das System Galinski
funktioniert.
Das wurde erst anders, als sich im Verlauf der
siebziger und achtziger Jahre die
Mehrheitsverhältnisse änderten und osteuropäische
Juden, die DPs und ihre Nachkommen, bei den
Gremienwahlen Mehrheiten für sich gewinnen
konnten.Das wiederum hatte zur Folge, daß nun
Gemeindemitglieder den Ton angaben, die keine
wirkliche Bindung zum Nachkriegsdeutschland
hatten. Meist waren es Menschen, die damit
kokettierten, auf "gepackten Koffern"
zu sitzen. Der Typus des Spekulanten und
Geschäftemachers bekam in den Gemeinden das Sagen.
Dafür gibt es verschiedene Erklärungen. Am
einleuchtendsten ist die von Hannah Arend, die
beschrieben hat, wie ein Niemand, zum Jemand,
oder, etwas präziser, wie der Paria zum Parvenu
wird. Das wirkte sich so aus, daß in den
Repräsentantenversammlungen und Vorständen
größerer Gemeinden in der Mehrzahl bald zahlreiche
Immobilienhändler und andere Vertreter saßen,
denen es in erster Linie nicht um das Wohl der
Gemeinde, sondern um den persönlichen Vorteil
ging."

Lieber Henryk, ich bin stinksauer, weil ich selber
ein
DPnik bin.

Ich hoffe sehr, daß wir am kommenden Montag
Gelegenheit haben werden, nach Deinem Gespräch mit
Granach (auf das ich mich jetzt schon sehr
freue),einen Wein trinken zu gehen.

Mit herzlichen Grüßen

Lala