US-Medien im Krieg

Evi Dentz @ GG 3, Dienstag, 20. Mai 2003, 09:52 (vor 8020 Tagen) @ Evi Dentz @ GG 3

Was soll daran irrational sein? Glauben Sie etwa,
der Irak-Krieg hätte die Terrorismusgefahr
verringert? Natürlich nicht! Er hat sie
vergrößert.

Darüber kann, v. a. auf mittlere bis längere Sicht
sicher geteilter Meinung sein. Fragen Sie z. B.
mal die Israelis, ob sie es begrüßen, dass es
einen Diktator weniger gibt, der Unsummen für
Terroranschläge auf sie zahlt oder nicht. Da dies
aber das ziemlich einzige der unzähligen
Horrorszenarien von vor dem Krieg ist, das
zumindest noch theoretisch eintreffen könnte, will
ich Ihnen Ihre Freude daran nicht nehmen. (Daß
übrigens die politische Positionierung einer
Regierung und ihr Verhalten gegenüber der Region
für die Attentäter kein primäres Kriterium dafür
ist, wen man angreift, sehen Sie wohl nirgendwo so
´schön´ wie am Djerba-Attentat, das sich nun
einmal gezielt gegen die ´friedlichen´ Deutschen
gerichtet hat.)


Wollen Sie mir ernsthaft unterstellen, ich würde
mich über Terroranschläge freuen?
Bei allem Eifer für die Sache - bitte entscheiden
Sie sich, ob Sie sachbezogen diskutieren oder
lieber polemisieren wollen!

Und was Israel betrifft - ich glaube nicht, dass
Israel davon profitiert, wenn der Hass auf die USA
weiter anwächst. Meiner Befürchtung nach - und das
ist selbstverständlich eine völlig unbelegte
Hypothese - wird dieser Krieg die Bereitschaft
junger Muslime, sich für Selbstmordattentate zur
Verfügung zu stellen, eher steigern.

Fakt ist aber auch: Die Menschen in Deutschland
waren vor Beginn des Krieges nicht wirklich akut
gefährdet, während des Krieges nicht und sind es
auch heute nicht. Allerdings wurden sehr wohl,
insbesondere aus Regierungskreisen, massiv Ängste
geschürt, die aber mit der Realität wenig zu tun
hatten und haben. Nur die Gefahr, die man
offensichtlich in Regierungskreisen selbst gesehen
hat (Thema Pockenviren aus dem Irak --- warum
sonst die Eile bei der Anschaffung des Impfstoffes
und nun nach dem Sturz Saddams plötzlich die
markante Rolle rückwärts?), die hat man
systematisch runtergespielt, weil die zwar
offenbar als existent betrachtet wurde, aber
leider so gar nicht ins politische Konzept passte.


Sie widersprechen sich. Entweder gab es die
Pockengefahr, dann waren die Menschen gefährdet,
oder es gab sie nicht, dann konnte auch nichts
heruntergespielt werden.

GegenGerd@E. D., IV schrieb:

Ob Amerika eine Demokratie ist oder ob dort
hochwertige Diskussionen stattfinden, hat mit dem
eigentlichen Punkt - Pressepropaganda - null und
gar nichts zu tun.

Es hat eine ganze Menge damit zu tun. Es wird
nämlich oft unterstellt, Amerika sei auf dem Weg
zur totalitären Diktatur (Sie tun das übrigens
zumindest implizit auch, indem Sie nicht ´dass´,
sondern ´ob´ schreiben). Während hierzulande sehr
ähnliche Dinge gerade in den Mainstream-Medien
passieren, die man aber nicht wahrnimmt oder nicht
wahrnehmen will, und sich lieber der deutschen
oder europäischen Überlegenheit brüstet.


Ausformuliert: "Die Frage, ob...."
Selbstverständlich halte ich die USA für eine
Demokratie, für was den sonst, bitte?

Wenn aber, und das ist ja die These dieses
Artikels, die Presse in Amerika größtenteils
einseitig berichtet, dann hat der
Durchschnittsamerikaner nun mal weniger
Möglichkeiten, sich eine qualifizierte Meinung zu
bilden. DARUM geht es.

Das trifft auf den ´Durchschnittsdeutschen´ auch
zu.


Nun, es TRÄFE in gleichem Maße zu, wenn die
deutschen Medien genauso propagandistisch wären.
Was nicht bedeutet, um das noch mal zu
wiederholen, dass sie vollkommen neutral wären.
Schon, weil es vollkommene Neutralität gar nicht
geben kann.

Hier
gibt es vielleicht einmal einen polemischen
medien- bzw. selbstkritischen Artikel in der taz
und einen aus der anderen politischen Ecke in der
FAZ oder der Welt in drei Monaten zu diesem Thema.
Dazu dann eventuell noch einen von Broder.
Für den
Rest muß bestenfalls die
Kommunikationswissenschaft hinhalten,
schlechtestenfalls schweigt auch sie. Anders in
Amerika, wo die gegenseitige Kontrolle der Medien
untereinander, wie man an den hier immer wieder
zitierten Beiträgen sieht, sehr wohl ständig statt
findet. Hierzulande beweihräuchern sich die Medien
gern über die ´ausgewogenste Berichterstattung,
die es je gab´ und dreschen auf die amerikanischen
Kollegen ein.


Sorry, aber dieser Punkt ist völlig irrelevant.
Wer an solchen Diskussionen teilnimmt oder sie
verfolgt, informiert sich nicht vorwiegend aus den
Fox-Medien.


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