Die Heuchelei mit Friedman

Duni, Sonntag, 06. Juli 2003, 17:25 (vor 8044 Tagen) @ Scheintod

Keine Nachsicht, Friedman!
Von Rainer Meyer

Ein Thema wird in der öffentlichen Debatte um
Michel Friedman fein säuberlich ausgespart - die
Verwerfungen, die der Fall innerhalb der deutschen
Juden verursacht. Offiziell zumindest. Im
Hintergrund läuft die Suche nach zitierfähigen
Gemeindevertretern auf Hochtouren. Spätestens seit
dem kompletten Versagen der jüdischen PR bei der
vorletzten Wahl zum Zentralratsvorsitz und der
Unfähigkeit, mit dem Kleinstparteivize Möllemann
aus eigener Kraft fertig zu werden, kennen die
Medien die Defizite der jüdischen
Öffentlichkeitsarbeit. Bisher gelang es ihnen
immer, die Kakophonie der jüdischen Meinungen
auszunützen.

Diesmal scheint es für Journalisten nicht so
leicht zu sein, Plaudertaschen aus den eigenen
Reihen zu finden. Entsprechend entnervt kommen
gewisse Anrufer drei, vier Mal auf Personen wie
den Autor zurück, bitte doch etwas zu sagen, man
würde es auch sicher nur anonym zitieren. Die
Feigheit der Reporter lässt fast vermuten, es
ginge hier darum, ein Mafiamitglied aus den Klauen
der Omerta zu zerren, und nicht um die an sich
banale und legitime Berichterstattung über eine
Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die Angst,
sich eventuell karrierehemmend die Finger am
Zentralrat zu verbrennen, kleidet sich meistens in
die Argumentation, man wolle sich ja nicht
einmischen, sondern neutral und ausgewogen
berichten.

Wenn sich dann doch jemand zu Friedman äußert,
darf er sich breitester öffentlicher
Aufmerksamkeit gewiss sein. Der Präsident der
Frankfurter Gemeinde Salomon Korn sprach davon,
dass es keine jüdische Nibelungentreue zu Friedman
gäbe - ein Zitat, das man sich in all seiner
feinen Ironie auf der Zunge zergehen lassen muss.
Entsprechend häufig fand sich Korn auch zitiert,
ohne den Hinweis, dass die Aussage aus dem
Zusammenhang gerissen war.



http://www.aufbauonline.com/2003/issue12/8.html


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