Hallo Pepper

mr-mali, Dienstag, 21. Januar 2014, 16:09 (vor 4133 Tagen) @ Divara

Ja, diese Überzeugung kennt das Christentum natürlich auch. Man hatte sich allerdings Sünden ausgesucht, die wohl jeder im Laufe seines Lebens mal begeht: Wollust, Jähzorn, Völlerei.(habe ich alles schon begangen). Aber gleichzeitig galten die Leprakranken als vorzeitig erlöst. Lepra war ein vorgezogenes Fegefeuer (eine zeitlich begrenzte "Hölle"). Deshalb wandte man sich an sie mit der Bitte um Gebete, da Gott sie besonders erhörte.
Aber ich denke, die Gleichsetzung sündig = unrein trifft für das Christentum zu, im Judentum hat es noch eine andere Bedeutung.


Mir nicht bekannt. Aber ich weiß nicht genug übers Judentum. Mich interessieren beim Judentum vorwiegend die weltanschaulichen, philosophischen Aspekte, genauso wie in anderen Religionen. (Ich selber gehöre zu den Anbetern von Russels Teekanne....)

Zur Kopplung von Krankheit mit einer Strafe Gottes: Die Entfernung des Judentums von dieser angeblichen Kausalität wird viel später vollzogen, im Buch Hiob. Besagter Hiob ist nicht mal Jude/Israelit aber er ist sehr Gottesfürchtig. Dann folgen alle Katastrophen und dennoch bleibt er Gottestreu. Im 2. Kapitel belegt Satan den Hiob mit einer Hautkrankheit (Geschwüre? Krätze?) Und dennoch bleibt er Gottesfürchtig. Danach folgen ca. 40 Kapiteln eines langen Diskurs zwischen Hiob und seine 3 Freunde. Wiederholt bestehen sie auf die These, dass Hiob irgendwas besonders schlimmes tat, wenn ihn Gott derartig strafte. Er hält immer dagegen.

Am Ende des Buches spricht Gott zu den 3 Freunde und sagt, in etwa: "Was glaubt ihr, wer ihr seid? Ihr wollt meine Beweggründe ausloten und meine Kausalitäten ergründen?" Deswegen will Gott die 3 Freunde töten und erst nach der Fürbitte Hiobs bleiben sie verschont: Hiob, der Gerechte, suchte selber KEINE Kausalität in dem Handeln Gottes und war deshalb der Gerechtere. Quintessenz: Selbst schlimme Krankheit muss keineswegs die Strafe für ein Fehlverhalten sein, Der Mensch ist nie in der Lage, Gottes Bauplan für die Welt zu ergründen. Ich halte diese Abkehr von der Kausalität Sünde --> Krankheit für besonders bedeutsam.

PS.
Noch ein Schmankerl aus dem Buch Hiob: Nach der ersten Unglückswelle wird gesagt, dass Hiob nichts Ungehöriges gegen Gott sagte (Hiob 1,22). Nach der zweiten Katastrophe besagt das Buch, dass Hiob nicht mit seinen Lippen sündigte (Hiob 2,10). Innerlich hat er offensichtlich doch geflucht..... Diese Unterschiede sind es, die mich am AT so entzücken.....


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