Mahnmals Wahnsinn und kein Ende
"Ersatzprojekt" für Lea R., die inzwischen
erfahrene Fachfrau:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,274401,00.htm
l
Fahrstuhl in die Hölle
Im Kolosseum, Kampfplatz grausamer Spiele, starben
Hunderttausende. Ein deutscher Bauforscher hat
erstmals entschlüsselt, wie das trickreiche
Liftsystem funktionierte, mit dem Raubtiere,
Bühnenbilder und die Gladiatoren blitzschnell in
die Arena gehievt wurden.
"Schandmal" haben Forscher den Bau genannt. Ein
"aus Blutgier, Sadismus und Massenpsychose
gemischtes Gift" sei dort versprüht worden, meint
der klassische Archäologe Karl-Wilhelm Weeber. Der
Historiker Marcus Junkelmann fühlte sich beim
ersten Betreten der Ruine, als stiege er in die
"Hölle der Antike" hinab.
Bei den "phantasievoll inszenierten
Hinrichtungen", die meist als Mittagsprogramm
liefen, sei ein weiteres System zum Einsatz
gekommen: 20 bewegliche Plattformen, mit denen man
Dekorationen und Personal emporhob.
Mit dieser Mechanik konnten die Veranstalter wie
aus dem Nichts ganze Löwenrudel aufs Spielfeld
heben. Die großen Plattformen in der Mitte
brachten schnell Kulissen, künstliche Wälder und
Paläste aus Pappmaché nach oben.
Allein der Nachschub an Raubkatzen verschlang
Unsummen. In einem neuen Buch beschreibt der
britische Historiker David Bomgardner, wie die
Häscher bis nach Nubien, den Irak und in die
tunesische Sahelzone ausrückten, um "Bestien"
einzufangen. Ochsenkarren zogen das wilde Getier
durch die Wüste, ehe es im Bauch von Schiffen
verschwand.
Nur wer dem Volk "Brot und Spiele" bot, konnte als
Senator Karriere machen. Julius Cäsar besaß in
Capua eine Kaserne mit 1000 Gladiatoren - und
erschlich sich so die Gunst der Massen.
Meist waren es wegen Aufsässigkeit verkaufte
Sklaven, die in diesen Schulen das gräuliche
Handwerk erlernten. Kriegsgefangene aus Germanien,
Gallien und Judäa waren dabei. Aber es gab auch
Abenteurer, die sich freiwillig meldeten - es
lockten hohe Preisgelder.
Die Schau begann meist morgens gegen zehn Uhr mit
den Tierhatzen ("venationes"). In der Vorstadt
werden die großen Gehege und Menagerien vermutet,
in der ägyptische Zoowärter die Raubkatzen fit für
den Einsatz machten. Elefanten und große Huftiere
gelangten ebenerdig in die Arena.
Beste glaubt, dass die Vierbeiner "nach einem
festen Regieplan" in spezielle, sehr enge
Gewölbegänge eingefädelt wurden, vergleichbar den
Kugeln im Lotto-Gerät: "Von dort trieb man sie in
die Aufzugkabinen, die simultan bedient werden
konnten."
Verfasser moderner Lateinbücher blenden solche
Taten der Rohlinge vom Tiber gern aus. Ihre
Lektionen drehen sich meist um die Wagenrennen im
Circus Maximus oder die Lustspieltheater der
Stadt. Doch auch die ergingen sich in Sex und
Zoten. In Athen war die Komödie noch ein Kult - in
Rom sank sie zum Klamauk ab.
Im 4. Jahrhundert stockte der Nachschub,
Nordafrika war nahezu leergefangen. Der Preis für
einen Löwen kletterte auf 600 000 Sesterzen
(umgerechnet etwa sechs Millionen Euro). Also
schickten die Kaiser Wisente, Kamele und selbst
Esel in die Kampfzone. Alten Glanz verbreitete
noch einmal Kaiser Elegabalus, der 150 Tiger aus
Indien besorgte
"Das Kolosseum ist jener Ort auf Erden, der am
konzentriertesten mit Menschenblut getränkt worden
ist."
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Malachy,
17.11.2003, 21:51
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