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Der Pole wird devot

Alex @, Montag, 11. Januar 2016, 14:27 (vor 3473 Tagen) @ NN

Es ist ja aktuell ziemlich peinlich , was sich die EU und ihr Kommissar Oettinger gegenüber Polen erlauben, aber angesichts der Schwachmaten in SA und Iran ist das alles harmlos.

?!?!?!

Sind SA und Iran EU-Mitglieder?! Sollten rechtsstaatlich fragwürdige politische Verhaltensweisen unterhalb eines saudischen, iranischen (oder aber auch venezuelanischen) Level in westlichen Gefilden als nicht der Rede Wert gelten?

Jedenfalls wäre es eher peinlich, wenn Oettinger zum besorgniserregenden Gebaren der neuen polnischen Regierung etwas Salbungsvolles sagen würde. Außerdem braucht es keinen zweiten Frank-Walter Steinmeier, dem zu fast allem und jedem so viel salbungsvoller Stuss einfällt, dass selbst die strapazierfähigste diplomatische Girlande quietscht.

Nimm dir bitte 15 Minuten Zeit zur Informationsgewinnung, um dann zu überlegen, ob es wirklich sinnvoll ist, dass Gegenstück zu einem orthodox Linksliberalen zu geben, dem Schäuble peinlich ist, weil dieser gegenüber Griechenland nicht nur hehre Diplomatie gepflegt hat.

Ich nehme jedenfalls zu deinen Gunsten mal an, dass du die Kapriolen von Kaczynski und Co. nur aus dem Augenwinkel verfolgt hast:

Ja, da nimmst Du richtig an.
Trotzdem danke für die links, die meisten kannte ich, trotz Augenwinkelverengung. :-D
Und nein, fragwürdige politische Verhaltensweisen sehen anders aus, wenn man SA und den Iran zum Vergleich heranzieht, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dort sind mit denen in Polen noch nicht mal ansatzweise zu vergleichen. Klar sind europäische Standards andere und ich wollte, der Rest der Welt würde sich dem etwas mehr annähern.

Mir ging es bei diesem Statement auch nicht darum, die rüde Art des Aufräumens in Polen zu "entschuldigen" und salbungsvolle Worte a la Steinmeier einzufordern. Die sind da auch imho völlig unangebracht.
Aber sowohl der mir aufgrund seiner gremienschwulen Attitüde verhasste Schulz wie auch der peinliche Oettinger hätten besser mal ihre große Klappe gehalten.
Die haben die Deutschen damals auch im Falle der Ösis und deren trotteliger FPÖ auch nicht gehalten, dumpfe Drohungen ausgestoßen ("Keine Kohle mehr!") und Sissiland ist trotzdem nicht untergegangen.

Die Polen haben die alte Regierung trotz ihrer Unähnlichkeit mit Kreuzberger Grünfaschisten abgewählt und zwar deutlich.
Dass mir die polnischen Konservativen sympathisch sind, kann ich übrigens nur äußerst eingeschränkt behaupten.
Ich finde die wirtschaftspolitische Agenda gut, über deren gesellschaftspolitische Attitüde schüttel' ich weitgehend den Kopf ob deren Rückwärtsgewandtheit. Das Problem kennt man ja auch von daheim...und in Übersee.
Konservative gekoppelt mit religiösem Eifer sind für mich ein Graus.

Aber dass sich eine Regierung mit einem Plan daran macht, möglichst viele Steine aus dem Weg zu räumen, z.B. bei der Besetzung von Stellen, die sicherheitsrelevant sind (NATO) oder auch im Bereich politischer Richter (wie bei einem Verfassungsgericht) ist nicht so unüblich, auch wenn die aktuelle polnische Art schon recht verwegen scheint.
Aber die Polen haben immer achtbar und deutlich um ihre Freiheit gekämpft, meinst Du, die lassen die sich so ohne weiteres wieder nehmen?
Ihre Feinde waren über mehrere Generationen die Deutschen und die Russen, deren Einflussbereich weitgehend entkommen zu sein, ist für Polen ein Teil seines Selbstverständnisses.
Dieses Rad zurückzudrehen bzw. die Polen wieder zu entmündigen werden auch die Kartoffel-Jungs (und Mädels...) nicht hinbekommen, da bin ich zuversichtlich.
Trotz deren aktueller Hemdsärmeligkeit. (Vielleicht sogar wegen...)
Und mit Sicherheit auch nicht die von den Deutschen dominierte EU.

Und dann kommen diese beiden deutschen Vollpfosten daher und schwadronieren herum, drohen gar.
Pardon, geht imho gar nicht.
Ich habe nach wie vor großes Vertrauen in die Polen und solange Kazcinski und seine Mischpoke nicht anfangen, Journalisten einzusperren (sie haben für ein ordentliches Stühlerücken beim Öffentlich-Rechtlichen (!) Rundfunk gesorgt, das wäre mir hier auch mal recht...) oder gar umzulegen (wie die Russen), bin ich ziemlich ungerührt.
So ein öffentlicher Rundfunk mit seinen Volkserziehern gehört in meinen Augen eh komplett abgeschafft.
Egal, ob diese Nervensägen konservativ oder "progressiv" sind.
Okay, anderes Thema.

Auch das Sprüchlein mit den Radfahrern und Veget-Ariern sollte man nicht überbewerten, eine gewisse klammheimliche Freude hat mich trotzdem beschlichen, ging es doch eigentlich um anderes...
Zitat Don Alphonso:
Das sind so die Aussagen, die hier in Deutschlands Journalistenkreisen ausgesprochen schlecht ankommen, denn natürlich verstehen sie, dass diese Aussage nicht nur ökologisch und sozial vorbildliche Radfahrer wie mich meint. Es trifft das gesamte progressive Milieu mit seinen Forderungen nach Gender, nach Gleichheit, Artenschutz, Tierrechten, Antidiskriminierung, Willkommenskultur und feministisch-kollektivem Mundhalten, wenn Gruppen nicht weisser Männer über Frauen herfallen, vielleicht, weil das ein dreissigfacher Einzelfall und keine strukturelle Rape Culture wie bei Weissen ist. Dieser nur demokratisch legitimierte Pole wagt es, in dieser bürokratischen EU etwas zu sagen, das vermutlich der Sichtweise seiner Wähler und nicht dem von der journalistischen Elite repräsentierten deutschen Volk mit seinem Veggie-Feiertag entspricht. Kein Wunder, dass eine der grössten Empörungen der deutschen Medien seit der Ablehnung einer Übergabe des Danziger Korridors folgt.

So einem Spott folge ich gerne und wer in den letzten Tagen dem Wahnsinn unserer Appeaser und Bessermenschen folgen durfte, bei dem sich die Krauses, Augsteins, Roths und Konsorten um Kopf und Kragen redeten (von den dumpfen nationalen "Größen" mal ganz abgesehen...), der träumt gelegentlich auch von einer massiven Reduktion deren gesellschaftlicher Relevanz...


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