Mal Mahn Fragen

tictoc, Sonntag, 16. November 2003, 21:46 (vor 7852 Tagen) @ Ishah

Ishah schrieb:

Daraus folgert sich die Frage: ist dieses Mahnmal
überhaupt eine jüdische Angelegenheit und wenn ja,
warum und inwiefern bzw. inwiefern nicht

Meine Meinung dazu ist bekannt, jedoch hat sie
andere Ausgangspunkte und ihr fehlt etwas
Entscheidendes: die deutsche Staatsbürgerschaft.
Darum richtet sich die Frage vor allem an deutsche
Juden.

Sie sprechen perfekt Deutsch und leben in
Deutschland, welche Rolle spielt da die deutsche
Staatsbürgerschaft?

Paul Spiegel ist ein deutscher Jude, der die Nazis
im belgischen Versteck überlebte, aber die meisten
deutschen Juden wurden ermordet oder vertrieben.
Nur wenige sind zurück gekommen. Die 1300 Jahre
Geschichte der Juden in Deutschland, mit Deutschen
und als Deutsche war zu Ende.

Wer heute hier lebt, ist Displaced Person oder
deren Kinder/Enkel, oder später eingeschneit aus
Russland, USA, Israel oder sonstwo.

Es gibt welche, zum Beispiel Michael Wolffssohn,
die wünschen eine neue deutsch-jüdische
Geschichte. Die Bundesregierung will das
anscheinend auch und fördert deswegen die
Ansiedlung von russischen Juden.

Es entwickelt sich etwas, aber was das ist, wird
man erst noch sehen.

Das Berliner Mahnmal soll an die Ermordung der
europäischen Juden erinnern. Aber dieses Mahnmal
gibt es bereits. Es muss nicht mehr gebaut werden,
sondern lediglich erhalten. Es steht in Dachau,
Buchenwald, Sachsenhausen, Treblinka, Majdanek,
Theresienstadt. Es steht in deutschen Städten an
den Orten, wo Juden zusammengetrieben und in
Güterwaggons gepfercht wurden. Es steht in Straßen
und an Dorfplätzen, in denen zwangsenteignete oder
unter Druck weit under Wert verkaufte Wohnhäuser
stehen, die Juden gehörten.

Warum soll die verfahrene Geschichte mit der
Gedenkstätte in Berlin mich etwas angehen? Ich
habe sie nie gewollt. Und warum soll ich, nur weil
ich die deutsche Staatsbürgerschaft habe, etwas
Entscheidendes haben, das Ihnen fehlt?