Alternativlos oder Plan 'D' ?

Oblomow, Sonntag, 24. März 2013, 16:04 (vor 4649 Tagen) @ H..

Gestützt wird Deine Position übrigens von der Ostkirche:

Die wollen keine Euronen mehr.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/chrysostomos-ii-zyprisches-kirchenoberhaupt-f...

Wenn ich mich recht entsinne, lässt sich "Chrysostomos" mit "Goldmäulchen" übersetzen. Es gab da mal 'nen Johannes [Ch.]. Der blubberte auch zum Steinerweichen. :-D

Als wir vor (gefühlten) zwei Jahren hier über die Griechenlandkrise sprachen, gab es wohl mehrheitlich die Meinung,
Griechenland möge die Mitgliedschaft des EURo-Raumes aufgeben.
Freiwillig - das zeichnete sich damals schon ab - werde der €-Austritt kaum erfolgen (auch wenn die reguläre EU-Förderung bestehen bliebe). Einen Ausschluß sieht der Vertrag nicht vor. Also müssen erst die Sachzwänge für das betreffende Land ( wie heute im Falle Zyperns ) so gravierend sein, dass ein Verlassen des €-Raumes als letzte Möglichkeit verbleibt, um einem totalen Bankrott zu entgehen.
Von der Logik her ist es eigentlich klar, dass ein (Subventions-)Empfängerland möglichst lange den Status quo aufrecht erhalten wird. Nun kann man bei diesen Prämissen geduldig darauf warten, bis sukzessiv bei drohender Insolvenz weitere Südstaaten das Handtuch werfen.
Ohne größere Friktionen - da es "immer" zu spät sein wird - geht so eine Umstellung nicht ab. Sie wird halt auch für ALLE Beteiligten recht teuer. Ein schnelleres und kostengünstigeres Ende geht im Grunde nur, wenn Geberländer ( deren Anzahl ja zunehmend geringer wird) freiwillig aus der gemeinsamen Währung aussteigen, respektive eine Parallelwährung einrichten.
So könnten behutsam die Übergänge einer währungsmäßigen Trennung geschaffen werden.
Bleibt man - weil anderes derzeit politisch nicht opportun erscheint - bei den bisherigen Usancen der Problemlösung, wird die Verschuldung weiterhin über Jahrzehnte anwachsen und infolge die Inflation die alten Vermögen und auch Rentenansprüche gänzlich auffressen.

Zypern: Man stelle sich vor, ein Land der ehemaligen UdSSR würde 15-20 Prozent der Guthaben deutscher Bürger konfiszieren, um die Bank nicht pleite gehen zu lassen. Welch' einen Aufschrei würde man erleben. War nicht bisher im EG-Raum stets erörtert worden, die Eigentümer (und nicht die Konteninhaber! ) der Bank hätten zu bluten ? Wäre nicht der erste Schritt - wie in USA und England - die Übernahme der insolventen Bank durch den Staat?
Das Argument, das bringe hier keine Lösung, da es nicht die erforderliche Summe aufbrächte, um die Verbindlichkeiten zu erfüllen, habe ich bislang noch nicht belegt gesehen.
Stattdessen wird, um den Zugriff auf die Guthabenkonten zu legitimieren, die Klientel als Drogenhändler, Schwarzgeldbesitzer etc. diffamiert. Dem kann durchaus so sein, aber sicherlich sind nicht alle Sparbuchinhaber Verbrecher, sondern weltweite Normalos, die der EU-Gesetzeslage hinsichtlich "Freiheit des Kapitalverkehrs" glaubten, und das Geld dort anlegten, wo es relativ rentierlich schlafen kann, bis man es braucht. Wir dürfen nicht vergessen, Zypern ist ein EU-Land.
Wieder ein Tabu-Bruch, das zu ignorieren: Täglich werden wir durch Werbung in den Tageszeitungen angeregt, das heute nicht benötigte Geld in Holland, England, jedenfalls sicher in der EU anzulegen. Das hat man nun davon.
Ein Novum also, sich an Sparkonten zu vergreifen. In Deutschland müssten bei einer Insolvenz resp. Insolvenzquote die Gläubiger im Vorfeld zustimmen. Zudem würde im Falle von Bankguthaben der Kunden der Feuerwehrfonds greifen, um zumindest bis zu einem Grundbetrag die Einlagen zu garantieren. Diese Stufen werden alle im Falle Zyperns übersprungen.
Wieder ein Gesetzesbruch. Ein Deal. So wie man es halt zur Zeit braucht.
Es liegt mir fern, für eine Bank einzutreten, die als Drehscheibe russischer Schwarzgelder fungiert. (Wenn dem so ist.) Aber ......... die Machenschaften der Banken (und Steuerparadiese) lassen sich nicht lösen, indem man mit einer "willkürlich" umgeht - und bestehende Rechtslagen ignoriert.
Natürlich ist das in Zypern angedachte Verfahren "praktisch" und operational, also leicht und schnell umsetzbar. Aber es ist nicht korrekt - und verunsichert Sparkonten-Inhaber EU-weit. Heute die Zyprer (und Russen), morgen Tante Emma in Wuppertal.

Ich rede nicht als Betroffener. Leider habe ich keine überschüssigen Mittel, die irgendwo im Ausland vagabundieren. Leider. ;-)

(keine Zeit mehr zum Korrekturlesen, sorry)


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