Willkommenskultur
Beim Stichwort Tel Aviv fiel mir noch eine Geschichte aus unserer schönen neuen Welt ein.
Ich glaube, es war der 29. Dezember 2016, dass ich von dort zurückflog. Man fliegt nach Frankfurt und steigt dort in den City-Hopper zum FMO um.
Nun muss man wissen: der Terminal für den City-Hopper nach Münster-Osnabrück muss der Rest eines Militärflughafens aus dem ersten Weltkrieg sein. Kein Witz. Der Weg dauert zu Fuß – Laufbänder inbegriffen – etwa 45 Minuten. Die letzten 200 Meter sind ein Betonschlauch. Kein Bild, keine Inschrift, keine Angabe, ob man noch richtig ist, erst recht kein Personal. (Hat man das Gate trotzdem erreicht, geht man zu Fuß eine Treppe herunter, besteigt einen Bus und fährt etwa 20 Minuten stehend zum Flieger).
Bevor man aber dieses Meisterwerk der Vorkriegsarchitektur betreten darf, stehen da plötzlich fünf Schalter im Weg: Passkontrolle! Oh weh, inzwischen hat man längst vergessen, dass man aus dem Ausland kommt. Vor vier Schaltern lümmelt sich eine lange Schlange, und der Flieger geht in 15 Minuten.
Aber da ist noch Schalter 5. Dort steht keiner. Zwei Beamte sitzen drin; über dem linken steht „Corps Diplomatique“, über dem rechten „Crew“. Passt also nicht für mich. Ich stelle mich in die Schlange.
Es nähert sich eine kleine etwas abgerissen gekleidete Familie aus Asien. Papa, Mama, Kleinkind. Sie gehen sofort zu „Corps Diplomatique“. Der Beamte prüft die Pässe, lächelt freundlich und winkt durch.
Sodann ein einsamer Mann in Jeans und Windjacke in Aldiqualität. Er geht zu Crew. Ich höre: „Sie wollen nach Deutschland?“ Nicken. „Sie wollen hier leben?“ Nicken. Passkontrolle und durch. Ich schöpfe Hoffnung und gehe auch zum Corps Diplomatique. Der Satz, den ich sagen will heißt: „Ich möchte fragen, ob Sie mich auch kontrollieren können, ich habe nicht mehr viel Zeit bis zum Abflug“. Trotz mehrerer Versuche bin ich über „Ich möchte“ nicht hinausgekommen.
Der Beamte brüllt sofort los:
„Können Sie nicht lesen?“
„Doch. Ich möchte…“
„Dann stellen Sie sich davorne an!“
„Ja, ich möchte…“
„Sie wollen nur nicht warten, das ist alles.“ (Alles gebrüllt)
„Nein, es ist nur…“
„Sie halten mich hier auf, hinter Ihnen warten auch noch Leute“
Ich, erschrocken: „Woher soll ich das wissen?“
„Können Sie sich nicht mal umschauen? Jetzt her mit dem Pass!“
Reinkucken, auf den Schalter knallen, durchwinken.
Sachma, Deutschland, geht’s noch?
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