Zum Tod des Eklen

Oblomov, Montag, 20. April 2015, 06:03 (vor 3677 Tagen) @ The Editrix


Ist es nicht toll, wozu Günter Grass einen inspirieren kann? Obwohl ich befürchte, dass die meisten, die hier mitlesen, unsere > Konversation ekliger finden, als den Barden. ;-)

Wir kehren demnächst auch noch zurück zum eigentlichen Thema, nämlich Günter Grass.

Kollegin Editrix, ich erzählte doch nicht so viel aus meiner Kindheit, weil alte Leute immer von 14/18 erzählen,
und es ihnen leichter fällt, (zeitlich) weit entferntes zu erinnern, sondern um die "Stimmung" des gemeinen Volkes in den frühen 1960er Jahren "rüberzubringen".
Ich erinnere mich recht gut an den TV-Film "Der 20.Juli" von 1955, der in der Bevölkerung für Aufregung sorgte.
Viele haben dieses "Machwerk der Besatzungsmächte" bewußt boykottiert.
Und auch in der Schule gab es durchaus Lehrer, die Stauffenberg für einen Landes- oder Volksverräter hielten, und eine
Erörterung im Geschichtsunterricht schlichtweg mit der Begründung ablehnten, später würde man die Unrechtstat, den "Verrat am Führer", wieder als solche(n) begreifen.

Sogar Wiki, die oft genug so tun, als wären heutiges Wissen und Sichtweisen in der breiten Masse damals schon vorhanden gewesen, schreibt zutreffend über die öffentliche Meinung des Attentats:

"Deutschland nach 1945[Bearbeiten]
Im geteilten Nachkriegsdeutschland war die Haltung gegenüber dem Attentat des 20. Juli 1944 uneinheitlich. In Westdeutschland wurden die Männer des 20. Juli 1944 Mitte der 1950er Jahre infolge des Remer-Prozesses langsam zu „Helden“ erhoben, wohingegen die Bevölkerung in der DDR mit diesem Datum wenig anfangen konnte. Bei vielen Deutschen im Westen und im Osten wirkte auch noch der Verratsvorwurf der NS-Propaganda nach, und man kann sich vorstellen, welche neue „Dolchstoßlegende“ ein Erfolg des Attentats hervorgerufen hätte.(....)
Zit.: Wiki,zum Stichwort: 20.Juli 1944

Unter diesen Gesichtspunkten sehe ich die vier Jahre später erschienene "Blechtrommel" schon als Meilenstein der Aufklärung -
und nicht nur als lustige oder absurd-witzige Zusammenstellung von Slapstick-Szenen - kaum 15 Jahre nach dem Krieg.
Ich wurde von Lehrern unterrichtet, die im Nationalsozialismus sozialisiert worden waren.
Und wenn heute, die Kids sich beklagen, dass immer wieder Nazi-Deutschland auf dem Stundenplan steht, .......
in meiner Zeit hörte der Geschichtsunterricht jeweils mit Brünings Deflationspolitik oder im Januar 1933 (Die Machtergreifung) auf. Und der PW ( Politische Weltkunde ) feierte das Wirtschaftswunder der 1950/60er Jahre. Und davor gab es noch den großen Krieg, den Abbau "unserer" Maschinen, "um uns kleinzuhalten", die Reparationen. Und die Atom-Bombe, die von den Amis eigentlich für Berlin vorgesehen war. Die Jahre 1933 bis Sommer 1945 waren ausgeklammert.
Über das Alte Rom und die Helenen habe ich wesentlich mehr erfahren.
Deshalb weiß ich ja auch, dass die Römer die Steigbügel nicht kannten ( und deshalb immer vom Pferd fielen ). Das haben sie später den Germanen (sic) abgeguckt. ;-)

Zum Hundefutter komme ich später zurück.


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