Alternative

Divara @, Donnerstag, 01. Oktober 2015, 09:43 (vor 3512 Tagen) @ Oblomow


Kollegin Divara, ich habe bewußt einen sehr sachlichen Artikel herausgesucht ( und auf den Bericht über die Reaktionen der französischen Schüler auf das Attentat auf Charlie verzichtet ).

Foto: a.a.O./ bpb

https://www.bpb.de/internationales/europa/frankreich/152511/problemgebiet-banlieue


Monsieur Oblomow, so "sachlich" ist dieser Artikel nicht, sondern er erzählt, was wir glauben sollen.
Schuld an den Zuständen in den Banlieues sind demnach Vorurteile und eine mangelhafte Integrationspolitik.
Aber die bpb sollte auch einmal arabische Autoren lesen, denn die haben weniger Skrupel, die Dinge beim Namen zu nennen( ..... )


Ja, liebe Divara, der Text erfüllt die "political correctness', was sonst würde die 'Bundeszentrale für politische Bildung' ( bpb ) publizieren?
Immerhin hat sie einen Lehr- Erziehungsauftrag. Soll allerdings nicht Politik machen, sondern politische Entscheidungen verdeutlichen; da kommt man um die Nennung von Zahlen und Fakten nicht herum. Gegoogelt hatte ich nach 'Banlieues' und war überrascht, doch noch neben zahlreichen Zeitungsartikeln ein - wie auch immer - öffentliches Statement der Politik zu finden, das zusammenfasst. Zeitungen hingegen liefern Einzelaspekte des aktuellen Vorfalls. Und die Presse ist i.d.R. nicht weniger politisch korrekt in ihren Schilderungen.
Bei all den Vorbehalten war ich doch verwundert, wieviele Mißständen die bpb einräumt. Zumal der Artikel 2013 bereits erschien, also noch VOR Charlie aber NACH Toulouse. Dort war nach dem Attentat von der franz. Reg. erstmals die höchste Stufe des 1981 eingeführten Anti-Terrorplans Vigipirate in drei Départements um Toulouse ausgelöst worden.

Ich will gar nicht wissen, welchen verharmlosenden Quark die Bundeszentrale für politische Bildung VOR dem Toulouser Anschlag im Netz bereitstellte. Wahrscheinlich wurde das Thema 'Banlieue' vor 2012 gar nicht ausführlich behandelt.


Google habe ich bemüht, weil eine (ex-)Kommilitonin, sie wohnt in einer Kleinstadt südwestlich von Paris, nach Charlie Hebdo mir berichtete, sie hätte sich beim Anblick 10-12 jähriger Schüler an die Gaza-Feiern nach 9/11 erinnert gefühlt. In mehreren Schulen weigerten sich Schüler an der Schweigeminute teilzunehmen und zeigten z.T. auch großes Verständnis für die Tat mit der Begründung: " Der Prophet wurde beleidigt." Was offenbar die Ermordung des Beleidigers rechtfertigt.
Klar auch, dass die Presseberichte aus der Schule dieses Phänomen eher herunterspielten.

Insofern war ich angenehm überrascht, dass bpb banlieues wenigstens als Problemlage des Städtebaus erkannt hat. Neben dem Sozialen Problem. No go Areas für Normalbürger. Und bestimmt nicht zu vergleichen mit Neukölln und Kreuzberg, wo doch noch sehr gemischtes Publikum die Straßen bevölkert.

In Frankreich wurde das schon thematisiert. Aber gern mit der heute so beliebten Selbstkritik. In dieser Hinsicht hat erst Sarkozy ein offenes Wort riskiert. Aber durchsetzen konnte er auch nichts. Ich werde mal googlen, ob ich noch etwas über die Besetzung der Kathedrale von Saint-Denis finde. Saint-Denis ist heute so eine Banlieue, fest in arabischer Hand. Im Mittelalter war es der zentrale Pilgerort für Franzosen.

Es gibt aber auch das andere, wie ich jetzt erfahren habe: Das 11e Arrondissement ist ein Viertel, in dem Araber und Juden friedlich zusammen leben. Ich wollte es erst nicht glauben, aber es stimmt wohl. Die Franzosen gehen dort gern einkaufen.


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