Kantholz des Jahres

The Editrix , Donnerstag, 14. April 2016, 08:37 (vor 3316 Tagen) @ Alex

Als Fernseh-Verweigerer war mir, wie Sir Oblomow, Böhmermann vorher kein Begriff. Aber nach diesem "Gedicht" würde ich sagen, dass es verfehlt ist, dieses Hanserl, selbst mit dem Praefix "Pseudo", auch nur in die Nähe eines "Intellektuellen" zu rücken.

Man kann sich darüber streiten, ob der Paragraph, der die Beleidigung des Bundespräsidenten unter Strafe stellt und der auf dem historischen Institut der Majästätsbeleidigung beruht, sinnvoll ist oder nicht. (Ich persönlich sähe ihn als Anachronismus gerne abgeschafft.) Es geht dabei um den Vertreter eines Volkes, nicht um die Person. Man knickst ja bei der Queen auch nicht vor der kleinen alten Frau Lieschen Windsor, sondern vor der Vetreterin ihres Volkes. Wenn ich mir aber anschaue, wieviel Druck, auch im juristischen Sinne beleidigenden Druck, der polygame Pastor Gauck (wie ich finde zu recht) bekommt, ohne dass sich jemand daran stört, kann ich daraus nur schließen, dass Lider Erdogan über unserem Staatsoberhaupt steht. Majestätsbeleidigung halt.

Und DAS ärgert mich.

Dass dieses "Gedicht" den Tatbestand der einfachen Beleidigung erfüllt, kann wohl niemand bestreiten.

Spannend finde ich daran, wer jetzt so alles aus seinen Löchern gekrochen kommt, z.B. der ehemals ach-so-stramme *Christ*demokrat Todenhöfer. Mich würde aber mal interessieren, was dieser *Christ*demokrat, der jetzt was von "keine Kunst" sabbelt, wenn selbst Böhmermann nicht behaupten wird, dass sein Machwerk Kunst sei, zu der künstlerischen Darstellung eines Kruzifix in Pisse, eines gekreuzigten Frosches oder dem vollgekackten und vollgepissten Papst auf einem Titelbild der Titanic zu sagen hat.

Apropos Löcher und gekrochen - Spannend ist auch, wen Michael Hubertus von Sprenger, der Anwalt Erdogans gegen Böhmermann, noch so vertreten hat:
- Millî Görüş
- Jürgen Elsässer
- David Irving
- Michal Bodemann
- Lorenzo Ravagli (Waldorfpädagoge, Vertreter der rassistischen Thesen Rudolf Steiners).
Ferner sitzt er im Beirat der Deutsch-Arabischen Gesellschaft.
Alles sicher sehr interessante Fälle und selbstverständlich gibt es dagegen nix einzuwenden. Es rückt aber die ganze Affäre in das ihr gebührende Licht.

--
ODERINT DUM METUANT
(Caligula)