Rule Britannia!

0blomow, Mittwoch, 29. Juni 2016, 05:11 (vor 3240 Tagen) @ Alex

Die EU ist doch kein statisches Gebilde. An einen Zerfall glaube ich übrigens nicht mehr.
Was man den Briten zugute halten muss, die Europäer begreifen durch deren Wahnsinn langsam, was sie da für ein Rad drehen und was daran gut und was tatsächlich veränderungsbedürftig ist. Gut so.

Werter Alex, esq., hinsichtlich Flexibilität oder Einsicht der Brüsseler kann ich nicht mehr glauben.
Klar, sie reagieren auf Druck. Ein solcher wird durch das Votum der Briten erzeugt.
Mehrere bundesrepublikanische Abgeordnete äußerten treuherzig vor der Kamera:
"Wir müssen den Bürgern unsere Entscheidungen zukünftig besser erklären."

Ja, da haben sie vielleicht recht, die Leute sind offenbar zu doof, um den komplexen Sachverhalt zu kapieren.
Jetzt wundert mich auch gar nicht mehr, dass ich in den letzten Jahren bei den Fernsehauftritten der Ministerin U.von der Leyen den Eindruck gewann, sie rede zu den Bewohnern eines Altenheimes. Deutlich und klar und nicht zu leise, bei Vermeidung jeglicher Fremdworte. Die Kanzlerin hingegen hat als Zielgruppe wohl eher den Kindergarten ausgemacht.
Alles sehr schlicht.

"Wer Visionen hat, sollte schnellstmöglich zum Arzt gehen!" sagte Helmut Schmidt zwar dereinst. Aber ganz ohne Konzept, das natürlich auch abgestimmt werden muß, geht es auch nicht. Wenn nicht der Eindruck beim Fußvolk entstehen soll, sie wurschteln irgendwie weiter. Planlos, manchmal sogar hilflos.
Hinsichtlich der Flüchtlinge haben sie offenbar einen Plan. Der dann auch sehr schlicht und kaum "nachhaltig" ist: Keine Grenzen in Europa.

Mein polnischer Dachdecker korrigierte meine Haltung zu Polens Verweigerung der Aufnahme syrischer Flüchtlinge:
1.) Polen nahm zig tausend Ukrainer auf, die vor den Unruhen in der Heimat ( aber auch um einer Verfolgung zu entgehen ) geflüchtet waren.
2.) Diese pflegen nun die alten Polen, die von Familienangehörigen nicht versorgt werden können, weil sie ( die Polen) in der BRD und UK die Alten pflegen und mehr als das Fünffache dort verdienen als in Polen die Ukrainer.
Eine tolle Allokation: Jeder sieht, wo er bleibt. Und alle haben was davon, sogar die Alten.

3.) Polen will keine weiteren Flüchtlinge, erst recht keine Muslime. "Es hat mehr als genug", meint der Dachdecker. Denn natürlich bewirkt die Reservearmee eine Lohndämpfung, Es gibt welche, die auch für weniger arbeiten. ( Selbständigkeit und Angestellt wird nicht wie bei uns so strikt getrennt. Oft wissen die Auftraggeber gar nicht, ob der Maurer sein eigener Chef und nur angestellt ist.

4.) Die EU verlangt von Polen die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen. Das jedoch ist nur die Überschrift und beschreibt nicht die Nebenbedingungen. Unsere Bundeskanzlerin verlangt - auch das hat seinen Sinn nicht nur in der Humanität - von Polen, die Flüchtlinge aus Syrien nicht wesentlich schlechter auszuhalten als in der Bundesrepublik.

5.) Die polnische Sozialhilfe für einheimische Einkommensschwache beläuft sich auf rund 20 v.H. derjenigen, die in Deutschland gezahlt würde. In Polen ist es üblich, dass die Sozialschwachen nebenbei noch einwenig jobben oder Gemüse im Garten anbauen, um überleben zu können. Hilfreich und traditionell sind auch die Familienbanden. Der in UK arbeitende Sohn schickt monatlich 2-300 Pfund "nach Hause". Damit Oma im Winter nicht erfriert.

6.) Polen sieht den inneren sozialen Frieden gefährdet, wenn die Flüchtlinge BRD-mäßig "entlohnt" werden. Es wäre ja auch höchst ungerecht, den Fremden wesentlich besser zu stellen. Polen ist ( angeblich ) nicht in der Lage, den Einheimischen eine auskömmliche Sozialhilfe zu zahlen. Den Flüchtlingen erst recht nicht.

7.) Damit besteht die Gefahr, dass gerade untergebrachte Syrer morgen den Weg in Richtung "Goldener Westen" antreten.

Fazit: Mit offenen Grenzen sind c.p. Flüchtlinge in Polen nicht dauerhaft unterzubringen.
Lösung: Die EU übernimmt einen großen Teil der Flüchtling_Sozialkosten.


Jedes EU-Land tickt einwenig anders. Wir sehen die Unterschiede sogar innerhalb Deutschlands. Die Fischköppe ( an der Nordsee ), die Friesen sind die Iren der Republik.

Zurückzukommen auf die Ausgangsfrage............... die EU { Brüssel } muss sich radikal verändern, will sie überleben.
Dazu gehört: Konzentrierung auf Angelegenheiten, die ein Land nicht in der Lage ist zu lösen.
Meinetwegen eine gemeinsame Verteidigung. Eine gemeinsame Außenpolitik. Das heißt im Verhältnis zu Drittstaaten anderer Kontinente. Autonomie und Eigenverantwortlichkeit auch in sozialer Hinsicht bleibt beim jeweiligen Staat.
Jeder Staat der EU muß auch das Recht behalten auszutreten.

Was sind das für mittelalterliche Ehen? "Zur Liebesheirat gezwungen" und muss halten bis zum Exitus.

Und, natürlich haben Sie recht, Alex, Brüssel muß nicht nur abgespeckt werden, es muß dringend demokratisiert werden.
Und das zügig, Nicht erst, wenn LePen am Ruder ist.


p.s.:
Ich bin ja etwas älter und schon in den1960er Jahren durch Europa gereist. Sicherlich hatte ich nach Frankreich und Bella Italia jeweils mehr als 100 Grenzübertritte. Den Übergang von France in die Schweiz habe ich zumeist nicht einmal gemerkt. Von Belgien nach Frankreich war zumindest nach 20.oo h nie ein Grenzwächter sichtbar. Auf der Highway erst recht nicht, man erkannte Belgien an den gelb-leuchtenden Straßenlaternen. An der Grenze zu Frankreich mußte ich insgesamt vielleicht 6 oder 8 mal den Ausweis zeigen. Bei Dänemark und den Niederlanden war der Blick auf den Ausweis - bei den großen Übergängen - selbstverständlicher.
Gefilzt wurde ich an westlichen Grenzen nie ( auch nicht in Polen ), bis man die Transitstrecke in der DDR passieren mußte.
Lustig, .... gerade 2.ooo km von Portugal gen Heimat gefahren, nächtens am Check-Point. Und dann fragt der Sachse: "Waffen, Munition, Presseartikel dabei? ...... Öffnen Sie mal das Handschuhfach und heben die Sitzbank an......."

Man muß sich auch mal abgrenzen.


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