CH: Deutsche raus?

NN, Montag, 10. Februar 2014, 23:56 (vor 4113 Tagen) @ Albert Schweizer

Hinzufügen möchte ich daneben, dass der Umstand ganz interessant ist, dass die Initiative in den Schweizer Großstädten abgelehnt wurde; also dort, wo die unmittelbaren (etwa: unqualifizierte Einwanderer, die Scheiß bauen) und mittelbaren (Wohnungs-, Platz- und Raumnot) negativen Folgen der Migration in die Schweiz und des Wirtschaftswachstums in der Schweiz vergleichsweise stärker ausgeprägt sein werden.

Das bedeutet umgekehrt: Dort, wo es vergleichsweise wenige Veränderungen gibt, an denen man sich auch stören kann, will man noch weniger Veränderungen.

Das ähnelt im Prinzip dem Abstimmungsverhalten der Brandenburger bei der Volksabstimmung über die Fusion der Bundesländer Berlin und Brandenburg vor einigen Jahren. Die Brandenburger lehnten sie ab. Dabei stieg die Quote der Ablehnung mit der Entfernung (Finsterwalde) zum Berliner Moloch, also dort, wo sich in den Jahren zuvor weniger verändert hatte als im Speckgürtel um Berlin herum (mehr Verkehr, Baustellen, neue Bewohner, auch Ausländer).

Das alte Phänomen der «Judenfrage»: Dort, wo am wenigsten Juden leben, ist der Antisemitismus am Ausgeprägtesten.

Der Vergleich hinkt, denn Antisemitismus ist, anders als in Deutschland, kein besonderes Schweizer Phänomen. Doch mit den Ausführungen über Finsterwalde (dort möchte ich garantiert nicht leben!) und Berlin triffst Du ziemlich auf den Punkt.

In der Schweiz ist ein relativ hohes Maß an Veränderungen in den letzten Jahren auf eine Haltung getroffen, die da zugespitzt ist: "Unser Dorf soll so bleiben wie es ist."

Das Ganze lässt sich vom Prinzip her übrigens auch auf den Kreuzberger Mikrokosmos in Berlin übertragen. Hier äußerst sich das ausgeprägte Pochen auf den Vorrechten von etablierten Bewohnern auf links gebürstet in Form von Gentrifizierungskritik und Aversionen gegen Tourismus sowie Schwabenhorden, die nicht existieren.

Abgesehen davon gehören diejenigen Schweizer, die für die Initiative der SVP gestimmt haben, offenbar bei weitem nicht allein zur Stammklientel der SVP (was schon allein numerisch ersichtlich ist). Irgendwo in einem Kommentarbereich las ich einen ökologisch anmutenden Kommentar, in dem u.a., in Zahlen dargelegt, über den zusätzlichen Wasserbedarf bei gleichbleibender Zuwanderung geklagt wurde.