Spiegel: «Die selbstgerechten Deutschen»
So mag es auch in der Schweiz soziale Brennpunkte geben. Diese haben aber auch in Relation gesehen eben nicht die Dimension von Berlin-Neukölln, so etwas gibt es in der Schweiz schlicht nicht:
http://www.neukoelln-online.de/35-0-Neukoelln-in-Zahlen.html
Soziale Brennpunkte gibt es auch in der Schweiz. Der Auslaenderanteil in Neukoelln lupft uns zum Lachen, da er, verglichen mit vielen Schweizer Staedten und Quartieren, geradezu verschwindend klein ist, wenn man das Theater um diesen Kiez mitkriegt, das da gemacht wird (22.6 %). Zum Vergleich: Im Norden Zuerichs, das auch als «Schwerpunktthema» gilt, liegt der Auslaenderanteil mittlerweile bei 77% (in Zahlen: Siebenundsiebzig)!!! Ueber die paar renitenten Tuerken in BN kann ich also bloss schallend kichern.
Wenn es im Züricher Norden so viele renitente Türken und vor allem Araber hätte, würden die Jungs und Mädels von der SVP komplett durchdrehen und die Knarren aus dem Schrank holen. Dasselbe dürfte selbst für ein Köln-Kalk in der Schweiz gelten.
Hat es. Weit mehr sogar: Der Auslaenderanteil, davon hauptsaechlich Portugiesen, Albaner und Italiener, liegt bei um die 42%. Na und?
Wobei es gar nicht mal so sehr um die Höhe des Ausländeranteils bzw. des Anteils von Bewohnern mit Migrationshintergrund geht (wenn man mal von Phänomenen wie den diversen Libanon-Flüchtlingen bzw. deren Nachkommen absieht, die in der Gruppe der sog. Intensivtäter ganz weit vorne liegen.) So besteht eine der verbreiteten Irrtümer in der deutschen Integrationsdebatte darin, dass es in Berlin schlicht mehr Ausländer bzw. Migrationshintergründler geben würde. Dabei ist deren Anteil in den Bundesländern Bayern und Ba-Wü eben nicht niedriger. Der Punkt ist vielmehr, dass hier a) (in dieser Reihenfolge) die Arbeitslosenraten seit Jahrzehnten unter dem Bundesdurchschnitt liegen und b) diese Bundesländer insgesamt vergleichsweise kleinstädtisch geprägt sind, d.h. problematische "Ethno-Blasen" eine geringere Größe und Dichte aufweisen.
Ausreden! Also nicht der Auslaenderanteil ist schuld, nicht der Lohndruck, nicht die hoeheren Mieten, sondern irgendwelche «gefuehlte» Probleme? Rattenfaenger -Polemik! Sowas getraut sich hierzulande nicht mal die SVP!
Der Genauigkeit halber möchte ich daneben noch betonen, dass etwa Berlin-Neukölln und zumal Köln-Kalk oder aber auch große Teile Duisburgs ("Deutschlands Detroit") gegen die viele französische Banlieues wiederum relativ harmlos sind.
In der Schweiz wird dagegen nicht zuletzt relativ häufig über die Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften (nicht allein aus Deutschland) gemeckert. Das hat in Deutschland Seltenheitswert und es ist einer der Gründe dafür, wieso viele Deutsche, die von der Schweiz keine Ahnung haben, die Schweiz nicht verstehen (ganz wertfrei gesagt).
Das pathologische Moment in der Beziehung CH - D wurde bereits eroertert.
Siehe auch:
http://www.hirony.net/cgi-bin/foren/antwort.cgi?room=0017&messi=64138
Wie schon irgendwo erwaehnt, das Verhaeltnis Schweiz - Bizonie hat auch eine pathologische Komponente. Wurde ja auch bei «hart aber fair» eroertert. Kein Mensch aergert sich ueber den iranischen oder juedischen, sehr wohl aber ueber den teitschen Arzt.
Möglicherweise liegt es auch daran, dass es bei manchen noch als vergleichsweise politisch korrekt gilt, über Deutsche herzuziehen, da sie keine Exoten sind.
Falsch. Da liegt das Problem (redundanter Holzhammer zur ueberdeutlichen Versinnbildlichung eines der Probleme):
http://www.hirony.net/cgi-bin/foren/antwort.cgi?room=0017&messi=64138
Das Hauptproblem ist hausgemacht: Deutsche Ärzte wurden in den letzten Jahren nur in die Schweiz geholt, weil es vor einigen Jahren in der Schweiz mal eine «Ärzteschwemme» gab, dann den vielbeschworenen «Ärztestopp» beschlossen wurde und man diese inländische Kontingentierung bis heute nicht aufgehoben hat. Warum, weiss kein Mensch.
Als ob in der Schweiz nur über deutsche Ärzte gemeckert würde. Wobei wahrscheinlich noch am wenigsten über deutsche Ärzte (oder Ärzte aus anderen EU-Staaten) gemeckert wird, weil im medizinischen Sektor der Fachkräftemangel am eklatantesten war und ist.
In der «BRD» wird gerne in Herrenreiterart auf die teitschen Aerzte verwiesen - die Mehrheit in den Spitaelern sind aber vor allem teitsche Pflegerinnen und Pfleger. Aerzte kommen gerne mal auch aus den USA oder sonstwoher. Und die machen ihren Beruf zu - leider - oft unliebsamen Konditionen. Teiten sind einfach zu fuehren, sind obrigkeitsglaeubig, schaffen zu einem Hungerlohn und machen Ueberstunden - auch unbezahlt. Wer wuenscht sich das nicht?
Die deutschen Ärzte sind natürlich auch ein Klischee. Es gibt ja auch noch Hotelkaufleute, Betriebswirte, Chemiker, Biologen und Ings.
Die Mehrheit sind in dienenden Berufen wie Pflege, Serviererei und Housemaid-Service taetig.
Die Schweiz ist wirtschaftlich seit längerem so gewachsen, dass der Bedarf an Arbeitskräften innerhalb vieler Sektoren nicht allein durch ureingeborene Schweizer gedeckt werden konnte. Und die Einwanderung der vielen qualifizierten Arbeitskräfte hat natürlich dazu geführt, dass die Löhne in der Schweiz nicht völlig durch die Decke geschossen sind. Da denkt sich mancher Schweizer: "Wenn die (EU-)Ausländer nicht wären, hätte ich eine bessere Stelle und/oder würde mehr verdienen."
Was stimmt. Viele Teiten wurden geholt, weil sie fuer weniger Geld laenger arbeiten.
Das ist so richtig. Der Lohndruck von Auslaendern, die fuern Apfel und en Ei schuften, nennt man Lohndumping. Gleichzeitig schiessen die Mieten in die Hoehe, auch weil die Baugesetze in der Schweiz viel komplizierter und demokratischer gehandhabt werden als in der BRD. Fazit: Die Loehne sinken, die Mieten steigen.
«Unwohlsein» als Argument gegen Auslaender lasse ich aber schlicht nicht gelten. Oekonomische Gruende gibt es zuhauf. Aber ein «gefuehltes Fremdsein im eigenen Land» ist einfach braungeschissener Bloedsinn. Wer so argumentiert, verkennt die wahren Probleme und hat einen Schaden an der Latte.
Wobei die ökonomischen Gründe naher besehen Quark sind. Ohne die ausländischen Arbeitskräfte wäre der Faktor Arbeit in der Schweiz ungleich teurer. Was auch Schweizer Waren und Dienstleistungen verteuern würde. Wovon Schweizer Unternehmen und Schweizer nichts hätten, zumal im Export.
Eine vordergruendig stringente Argumentation. Ist aber falsch. Denn das durch Auslaender einbehaltene Geld kommt ja nicht den Arbeitnehmern, sondern alleine den Arbeitgebern zugute. Und wer glaubt, diese Kaste wuerde noch jeden erwirtschafteten Rappen ins eigene Unternehmen stecken, traeumt auch noch vom Storch. Siehe auch hier:
http://www.blick.ch/news/politik/schneider-ammann-muss-sofort-zuruecktreten-id2646184.html
Zusätzlich gibt es in der Schweiz Jobs, die etwa von Portugiesen oder Albanern erledigt werden, die im Prinzip kaum ein Schweizer macht bzw. machen will.
Genau. Wie in der «BRD» auch.
"Unwohlsein" ist offenbar ein Faktor, der sich am besten an Ausländern fest machen lässt. Dahinter steckt meistens auch eine Aversion gegen Veränderungen bzw. tatsächliche oder vermeintliche Verluste, die nichts mit Ausländern zu tun haben. Wer sich aber darüber beklagt, dass sich die Erde auch in seinem dreht und irgendwie will, dass sein Dorf so bleibt wie es ist, macht sich wohl etwas lächerlicher.Und "Fremdsein im eigenen Land" ist zumal gemessen an Schweizer Maßstäben Kokolores. Traditions- und Identitätspflege sind in der Schweiz ja ohnehin recht ausgeprägt.
Koeppel bringt es auf den Punkt: «Die Schweiz ist eine Ansammlung von Minderheiten - jeder gehoert irgendeiner an. So ist denn der «Minderheitenschutz» in der Schweiz ueberproportional angelegt. Kaum ein Dorf, dessen Poststelle schweineteuer von den Zentren finanziert wird, nur um diesem urschweizerischen Phaenomen, dem harschen Drang nach Kompromiss und Harmonie, auch gehoerig Rechnung zu tragen. Aber wo nur Minderheiten, da keine Mehrheit. Und Minderheiten zeichnen sich auch dadurch aus, oefters von Verlustaengsten gepraegt zu sein.»
Und es kommt hinzu: Schweizer sind im Vergleich die reichsten Flitzpiepen auf dem Erdenrund. Und wer viel hat, hat auch viel zu verlieren. In echt oder - mehrheitlich wohl - realiter in schlimmen Phantasien. Und die sprichwoertliche Liebe zum Geld, einem fast schon pathologischen Eros geschuldet, tut sein Weiteres.
gesamter Thread:
- Schweiz: Too close to call -
Albert Schweizer,
09.02.2014, 14:05
- CH: Deutsche raus? -
Albert Schweizer,
09.02.2014, 16:44
- CH: Deutsche raus? -
Schlemiel,
10.02.2014, 16:14
- CH: Deutsche raus? -
NN,
10.02.2014, 18:59
- Spiegel: «Die selbstgerechten Deutschen» -
Albert Schweizer,
10.02.2014, 22:37
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NN,
10.02.2014, 23:39
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Albert Schweizer,
11.02.2014, 00:15
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NN,
11.02.2014, 14:28
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Schlemiel,
11.02.2014, 18:55
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NN,
13.02.2014, 14:36
- Spiegel: «Die selbstgerechten Deutschen» -
Schlemiel,
17.02.2014, 17:29
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NN,
18.02.2014, 12:51
- Spiegel: «Die selbstgerechten Deutschen» - Schlemiel, 20.02.2014, 12:55
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18.02.2014, 13:45
- Spiegel: «Die selbstgerechten Deutschen» - Schlemiel, 20.02.2014, 12:57
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NN,
18.02.2014, 12:51
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17.02.2014, 17:29
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NN,
13.02.2014, 14:36
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11.02.2014, 18:55
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NN,
11.02.2014, 14:28
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Albert Schweizer,
11.02.2014, 00:15
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NN,
10.02.2014, 23:39
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Albert Schweizer,
10.02.2014, 22:37
- CH: Deutsche raus? - udosefiroth, 10.02.2014, 19:00
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NN,
10.02.2014, 19:23
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Albert Schweizer,
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10.02.2014, 23:56
- CH: Deutsche raus? - Albert Schweizer, 11.02.2014, 00:17
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10.02.2014, 23:56
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- CH: Deutsche raus? - NN, 10.02.2014, 23:58
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- CH: Deutsche raus (Nachtrag)? - Albert Schweizer, 21.02.2014, 11:28
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10.02.2014, 16:14
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09.02.2014, 16:44