Spiegel: «Die selbstgerechten Deutschen»

NN, Dienstag, 11. Februar 2014, 14:28 (vor 4324 Tagen) @ Albert Schweizer

Und schließlich sind die tatsächlichen und/oder vermeintlichen Probleme, die Zuwanderung auch mit sich bringt, in Deutschland und der Schweiz etwas anders gelagert. So gibt es auch in der Schweiz (mit einer insgesamt höheren Zuwanderung) ein gewisses Maß an Armutszuwanderung bzw. Zuwanderung von nicht oder wenig qualifizierter Arbeitskräften. In Deutschland ist der Anteil dieser Zuwanderer jedoch höher als in der Schweiz, in die relativ mehr Ausländer aus den alten EU-Staaten eingewandert sind und einwandern.

Falsch. Du vergisst die Einwanderung während des Jugoslavienkrieges. Die Schweiz hat damals halb Albanien aufgenommen / Bossier / Serben usw. Die treten mittlerweile nicht mehr in der Statistik auf, da mit Schweizer Pass. Aber typische «Armutszuwanderung» resp. Asylanten, denen man damals zu Recht Aufnahme gab, die meisten blieben und tun was? Arbeiten!

Du tust so, als ob ich behauptet hätte, dass es keine Einwanderung von nicht oder wenig qualifizierten Arbeitskräften in die Schweiz gegeben hätte. Das tat ich nicht.

Dies ändert jedoch nichts daran, dass Einwanderer in der Schweiz durchschnittlich höher qualifiziert waren und sind.

Abgesehen davon gibt es auch Millionen von Einwanderern nach Deutschland, die einen deutschen Pass haben.

Und nicht zu vergessen: Um den deutschen Arbeitsmarkt war es in letzten 30 Jahren durchschnittlich deutlich schlechter bestellt als um den schweizerischen. Das hat die Integration mancher Einwanderer nach Deutschland nicht eben befördert.

So mag es auch in der Schweiz soziale Brennpunkte geben. Diese haben aber auch in Relation gesehen eben nicht die Dimension von Berlin-Neukölln, so etwas gibt es in der Schweiz schlicht nicht:

http://www.neukoelln-online.de/35-0-Neukoelln-in-Zahlen.html

In der Schweiz wird dagegen nicht zuletzt relativ häufig über die Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften (nicht allein aus Deutschland) gemeckert. Das hat in Deutschland Seltenheitswert und es ist einer der Gründe dafür, wieso viele Deutsche, die von der Schweiz keine Ahnung haben, die Schweiz nicht verstehen (ganz wertfrei gesagt).

Das Hauptproblem ist hausgemacht: Deutsche Ärzte wurden in den letzten Jahren nur in die Schweiz geholt, weil es vor einigen Jahren in der Schweiz mal eine «Ärzteschwemme» gab, dann den vielbeschworenen «Ärztestopp» beschlossen wurde und man diese inländische Kontingentierung bis heute nicht aufgehoben hat. Warum, weiss kein Mensch.

Als ob in der Schweiz nur über deutsche Ärzte gemeckert würde. Wobei wahrscheinlich noch am wenigsten über deutsche Ärzte (oder Ärzte aus anderen EU-Staaten) gemeckert wird, weil im medizinischen Sektor der Fachkräftemangel am eklatantesten war und ist.

Die Schweiz ist wirtschaftlich seit längerem so gewachsen, dass der Bedarf an Arbeitskräften innerhalb vieler Sektoren nicht allein durch ureingeborene Schweizer gedeckt werden konnte. Und die Einwanderung der vielen qualifizierten Arbeitskräfte hat natürlich dazu geführt, dass die Löhne in der Schweiz nicht völlig durch die Decke geschossen sind. Da denkt sich mancher Schweizer: "Wenn die (EU-)Ausländer nicht wären, hätte ich eine bessere Stelle und/oder würde mehr verdienen."