Geschichten aus dem Paradies

Divara @, Montag, 08. September 2014, 09:27 (vor 3902 Tagen) @ Divara

Zum Schluss ein Kommentar von Slavenka Drakulić, einer Kroatin, die den Kriegsverbrecherprozess in Den Haag beobachtet und ihre Erfahrungen in dem Buch „Keiner war dabei“ festgehalten hat:

„Erst jetzt begreife ich, wie leicht es ist, mangels Tatsachen einen Krieg zu beginnen. Ein Krieg kommt nicht von nirgendwo, er wird vorbereitet. Es ist leicht die Bilder zu missbrauchen wie jene, an die ich mich erinnere, unser emotionales Gedächtnis zu missbrauchen und darauf Hass zu errichten. Denn jeder hat eine Kollektion solcher Erinnerungen, und es ist gefährlich, wenn sie die einzigen sind. Die politischen Führer haben sich dieser Bilder bemächtigt, sie mit populärer Mythologie vermischt und die Gefühle aufgestört. Es ist schwer, sich gegen Propaganda zu wehren, wenn es keine gemeinsame Geschichte mehr gibt, an die jeder glauben kann. Unter dem emotionalen Druck gibt der Verstand leicht nach. Die Geschichte, die man uns beigebracht hat – und die das nicht war -, verhalf den Gefühlen zum Sieg über den Verstand.“

„Es wäre wohl übertrieben, einen Staat vom Territorium des einstigen Jugoslawien mit Nazi-Deutschland zu vergleichen. Doch gibt es ein Element, wo dieser Vergleich möglich ist, und das ist die Konstruktion des „anderen“ als Hassobjekt. (...) Noch besser ist es, wenn die Mythen und Vorurteile in der Wirklichkeit wurzeln, in der Geschichte früherer Kriege oder in kulturellen und religiösen Unterschieden.(...) Die Propaganda hat die Aufgabe, diese Unterschiede zu formulieren, so dass sie ein Gefühl der Bedrohung von der anderen Seite erwecken und Homogenisierung befördern.“

Der serbische Präsident Slobodan Milošević starb in Den Haag während seines Kriegsverbrechersprozesses.
Der montenegrinische Präsident Milo Đukanović reiste später nach Dubrovnik und bat die Bevölkerung um Verzeihung. Er habe geglaubt, für den Erhalt des Föderativen Jugoslawien zu kämpfen.
Kriegsverbrecher, die eher mit Bosnien als mit Kroatien in Verbindung stehen, leben bequem in Den Haag und verschleppen mit absurden Spielchen ihren Prozess:
Radovan Karadžić und Ratko Mladić.
Eine einzige gab ihre Schuld zu: Biljana Plavšić, ehemalige Lehrerin.

Lange bevor es zum Krieg kam, schrieb der Jugoslawienkenner Klaus Liebe sinngemäß: Jugoslawien ist Europa im Kleinen. Wenn dieses Projekt scheitert, dann scheitert auch Europa.
Es sieht fast aus, als könnte er Recht behalten.

-THE END-


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