Polizeigewalt

NN, Mittwoch, 26. November 2014, 21:20 (vor 3822 Tagen) @ Alex

In Anbetracht der hohen Wellen, die Polizeieinsätze in den USA auslösen, wollte ich einfach mal die Frage
in den Raum stellen, wie wir uns ordentliche und akzeptable Polizeiarbeit wünschen würden.
Ich respektiere einerseits das amerikanische Waffengesetz aufgrund seiner Historie, auch wenn es mir ganz recht ist,
dass es bei uns einen etwas restriktiveren Umgang mit Waffen gibt (den ich allerdings teilweise überzogen finde).
Okay, das findet wohl die Mehrheit gut.
Andererseits kann ich auch bezüglich Ferguson nicht das Hyperventilieren europäischer Gazetten nachvollziehen,
denn hierzulande gibt es auch tödliche Polizeischüsse, die oftmals einer geringeren Bedrohung
folgten als die in Ferguson.
Was wollen wir für eine Polizei, wie weit sollte sie gehen dürfen, wer muss sie kontrollieren?

Meine Erfahrung ist wohl die typische für einen Mann, als Jugendlicher
öfter genervt von den Ordnungshütern, allerdings auch in einer
Zeit, in der wir - unkontrolliert - viel mehr Freiräume hatten.
Aber auch mit der Erfahrung, dass ein respektvoller Umgangs mit der
Exekutive meistens honoriert wurde, Patzigkeit u.ä. eher nicht…
Mit zunehmendem Alter ist der Umgang zweifellos entspannter
geworden, auch wenn ich mir ab und an bei bestimmten Bevölkerungsgruppen
etwas weniger „Deeskalation“ wünschen würde…
In den USA war meine Begegnung mit den dortigen Behörden ähnlich.

Ich kann mich auch noch genau an die PR der Polizei als Freund und Helfer
erinnern, genau so wie an die Aktion für mehr Entspannung im Straßenverkehr.
Peggy March sang glaube ich den Jingle und die hatte echt schöne Beine…

Ist das Klischee einer freundlichen Ordnungsmacht absurd?
Sind die Leut’ wirklich nicht anders als mit Härte zu weniger asozialen
Verhaltensweisen zu bewegen?

In Ferguson fand zweifellos ein Angriff auf den alleine agierenden Cop
statt, von einem schlecht gelaunten 135kg Koloss.
Mal davon abgesehen, dass es ein Foul ersten Ranges ist, einen Polizisten
so zu attackieren, hatte der Depp dafür den Tod verdient?
Oder ist es sinnvoller für solche Kappen, dass sie darum wissen, dass sie bei solch
einem Verhalten mit ihrem Leben spielen?

Bin da ziemlich hin- und hergerissen.

Ich halte es für vorschnell, sich zu dem Vorfall in Ferguson zu positionieren, wenn man die (nun anscheinend öffentlich zugänglichen) Vernehmungsprotokolle der Zeugen nicht mindestens quer gelesen hat - oder zumindest zwei verschiedene Zusammenfassungen derselben. Das habe ich nicht, also kann und will ich den Kern des Geschehens nicht bewerten, zumindest vorläufig nicht.

Der Kern des Geschehens liegt auch im Fall Trayvon Martin im Dunkeln. Da mir hier jedoch einiges über den Vorlauf und den Nachgang bekannt ist, sind mir diesbezüglich folgende Dinge aufgestoßen:

1. Hier hat zweifelsohne jemand einen auf Polizist gemacht, obwohl ihm die Polizei eindeutig dazu geraten hat, auf den Streifenwagen zu warten und denjenigen, den er für verdächtig hielt, lediglich im Auge zu behalten.

2. Das Opfer, Trayvon Martin, hatte nichts ausgefressen. Hier wurde ein schwarzer Jugendlicher von einem Wichtigtuer zu Unrecht verdächtigt, der auch noch nach seinem Gerichtsverfahren anscheinend nicht ganz rund läuft.

3. Die Polizei hatte den Fall binnen sehr kurzer Zeit abgeschlossen.

4. Die teils ekelerregenden Kommentare von amerikanischen Rechtsaußen und ihrer deutschen Pendants in der Blogosphäre, die nicht mehr Substanz hatten als diejenigen von echten politisch Korrekten, die zwanghaft in jedem erschossenen schwarzen amerikanischen Jugendlichen ein unschuldiges Opfer sehen wollen.

(Während ich in ein und demselben Kommentarbereich einer deutschen Wochenzeitung ein paar Wochen vor der Diskussion über diesen Fall von den obligatorischen Hanswürsten noch als "rechts" und "neoliberal" bezeichnet wurde, galt ich hier anderen Hanswürsten als "naiv" und "gutmenschig".)


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