Polizeigewalt

NN, Freitag, 28. November 2014, 15:47 (vor 3820 Tagen) @ Alex

Hier ein lesenswerter Kommentar des (liberalen) Journalisten Josh Marshall zum Fall Brown/Wilson:

http://talkingpointsmemo.com/edblog/making-sense-of-darren-wilsons-story

Ich halte Marshalls Analyse des Geschehens größtenteils für plausibel. Eingedenk falscher und/oder übertriebener Zeugenaussagen zugunsten Browns / zuungunsten Wilsons, die sich im Endeffekt vermutlich stark zugunsten Wilsons ausgewirkt haben, halte ich es für relativ wahrscheinlich, dass Wilson in seiner Aussage mindestens übertreibt. So erscheint es mir zumal wenig glaubhaft, dass er von der wilden Furie, als die er Brown beschreibt, kaum sichtbare Spuren abbekommen hat und/oder gleich sechs(?) Schüsse abgeben musste.

Wohlgemerkt: In Deutschland wissen auch bzw. gerade Idioten und Arschlöcher, dass sie nicht allzu viel riskieren, wenn sie ohne Schusswaffe oder Stichwaffe gegenüber Polizisten körperlich aggressiv werden. In den USA wissen - sofern sie nicht gerade zugedröhnt sind - auch bzw. gerade Idioten und Arschlöcher, dass sie auch dann viel riskieren, wenn sie ohne Schusswaffe oder Messer gegenüber Polizisten körperlich aggressiv werden.

In einem Punkt bin ich allerdings skeptisch: Marshall hat Recht, wenn er sinngemäß darauf hinweist, dass Personen, die, wie anscheinend Brown, (nur) gekifft haben, zwar irgendeinen Scheiß machen können, aber eben definitiv nicht zu explosiver physischer Gewalt neigen (selbst wenn sie ansonsten gut und/oder gerne mal zuhauen - das kann ich aus meiner Jugendzeit nur bestätigen). Entsprechend sind auch Marshalls kontrastierende Hinweise auf Aufputschdrogen und/oder sich psychotisch verhaltende Personen korrekt. Bei alldem vergisst er allerdings einen Punkt: Auch Cannabis-Konsum kann (bei Personen, die eine genetische Disposition dafür haben) Psychosen bzw. psychotisches Verhalten auslösen, auch dann, wenn die Betreffenden im Moment nichts geraucht haben. Dies ist insgesamt selten, aber es kommt vor.

Vor allem hierin bestehen meine Zweifel zugunsten des (Nicht-)Angeklagten Wilson.

Abschließend möchte ich auf dem Hintergrund des von Marshall (siehe Link) gezeigten Videos, auch wenn dieser Umstand banal ist, noch betonen, dass amerikanische Polizisten erheblich mehr Grund zur Vorsicht bei Einsätzen bzw. Kontrollen haben als deutsche, weil in den USA die legale und illegale Schusswaffenbesitzquote deutlich höher ist.

Der in dem Video gezeigte Cop ist seinem Job jedoch nicht gewachsen. Er ist nicht vorsichtigt, sondern schlicht panisch (wie es in ähnlicher Weise möglicherweise Wilson war). Ich möchte nicht wissen, was er erzählt und was man ihm geglaubt hätte, wenn sein Fahrzeug nicht mit einer Kamera bestückt gewesen wäre.

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Hier noch ein grottig-bizarrer Artikel über "Polizeigewalt" einer Berufskreuzbergerin, die eine Journalistenschule absolviert hat und die Zeit-Online mit ihren weltfremden Ansichten über Polizeiarbeit vollmachen darf:

http://www.zeit.de/gesellschaft/2014-07/polizei-gewalt-kritik-empirische-forschung/komp...

Falls mir die Autorin zufälligerweise mal über den Weg laufen sollte, werde ich mich an dieses weltfremde Elaborat erinnern und ihr darlegen, dass sie mit sowas unterm Strich nur zum reaktionär Werden provoziert.


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