Oldtimer aus meiner Vaterstadt

Divara @, Mittwoch, 22. August 2012, 08:54 (vor 4648 Tagen) @ Rachmones Peppermind

Eigentlich müsste man da drin rauchen dürfen. Weihrauch ist doch auch da.

Weihrauch für alle, gibt es nur bei den Katholiken, wobei der Pfarrer zusätzlich noch an manchen Tagen Alkohol trinkt. Bei den Evangelen bekommen Sie nur Kühle geboten und auf dem Altar oder sonst wo, findet sich nicht ein Kulturgut, das von kunsthistorischem Interesse wäre , manche haben nichtmal einen Altar und selbst am Kreuz fehlt der Religionsstifter als kunstvoll geformter Werbeträger, von dem fehlenden, geradezu psychodelisch anmutenden Farbenspiel der Fenster bei Lichteinfall ganz zu schweigen. Doch gerade diejenigen, die fast nichts fürs Auge zu bieten haben, sind die glühendsten Verehrer von Gottes auserwähltem Volk. Wenn Sie unsicher sind, ob Sie eine katholische oder evangelische Kirche vor sich haben, genügt ein Versuch die Tür zu öffnen. Nur erstgenannte sind an 7 Tagen der Woche zumindest bis in den frühen Abend hinein geöffnet.


Eine Freundin von mir (Ex-Lutheranerin (wobei ich den Unterschied zwischen Lutheranern und Reformierten sowie allen anderen "Evangelen" in Wahrheit nie verstanden habe))

Der Unterschied in den Glaubensinhalten ist tatsächlich verschwindend klein. Er liegt eher in Aufbau und Organisation der Kirchen.

hatte in ihrer Jugend zum Katholizismus konvertieren wollen - der größeren Sinnesfreudigkeiten wegen (dem Theatralischen war sie immer schon zugeneigt gewesen).

Ich auch.

Daher wusste ich bereits um die Kargheit evangelischer Kirchenausstattungen und Bräuche (Apfelsaft für den Herrn Pastor). Mich hat das allerdings ebenfalls überzeugt, denn der Anlass für den Verzicht auf das Gepränge ist doch wohl der Wunsch, sich (wieder) aufs Wesentliche zu konzentrieren (beschränken), keine Götzen zu verherrlichen und keine Abbilder zu konstruieren.

Das geschieht auch nicht. Bilder erzählen Geschichten. Sie tun es auf eine andere Weise als Texte, und natürlich auf unterschiedlichem Niveau. In einer katholischen Kirche kann ich mich mit Gästen lange aufhalten und viel über die Religion und ihre Entwicklung erzählen. Mit einer protestantischen Kirche bin ich in der Regel in 5 Minuten fertig.


Ich persönlich bin auch in dieser Frage nicht dogmatisch. Wir haben unglaublich ärmliche Gebetsstübchen bisweilen (Lehrhäuser, die keines Schmucks bedürfen), darin kann man sich durchaus heimisch fühlen. Ich bin andererseits aber ebenfalls ja sehr vom Theater geprägt und (an)erkenne immer den Sinn (Vorteil) guter Darbietungen (Predigten, kantoraler Gesänge und Melodien bis hin zu Tanz in einigen Traditionen - und eben beeindruckende Ausstattung). Einem guten Kantor verzeihe ich auch kleinere Divenhaftigkeiten und Eitelkeiten, wobei das natürlich grenzwertig ist. Mein Mann z. B. hat dafür keinerkei Verständnis. Und letzten Endes ist mir der Inhalt (das Quellenstudium) auch wichtiger als die Show.

Ja, sonst wäre es so als würde man sagen: bei einer richtigen Oper muss man die Kulissen und die Musik weglassen, denn das ist alles bloß Show. Die Liturgie der katholischen Kirche ist uralt, stammt zum Teil noch aus der römischen Kaiserzeit. Man fühlt sich verbunden mit seiner Geschichte. Diese Traditionen leben nur dort fort und ich finde sie sehr kostbar.


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