Die Alternative - endlich gerettet

Oblomow, Freitag, 21. August 2015, 20:33 (vor 3553 Tagen) @ Divara

Und was ist das für ein Menschenbild, das annimmt, ohne kirchlich eingeforderte Nächstenliebe
gäbe es diese nicht.


Weil es sie vorher nicht gab. Und sie sich auch bis heute nur langsam durchsetzt. Was sind schon 2000 oder 2500 Jahre, um so eine Forderung durchzusetzen?


Nächstenliebe gab es schon immer und sie war auch schon immer an die Eigenliebe gekoppelt.
Vielleicht sollten wir erst mal über die Definition streiten.


ach alex....

Nächstenliebe ist (von) Gott gegeben, sagen Sie, werter Alex, wenn Sie bemerken: "gab es schon immer",
aber ich möchte Ihren Text nicht fehlinterpretieren. Sie meinten was anderes.

Kollegin Divara ist m.E. zustimmen:
Auch die jüngere Soziologie-Forschung geht davon aus, dass altruistisches Handeln über Jahrtausende NUR in Sippengröße, also Gruppen von 12- max. 16 Personen, möglich war. Naturgegeben waren diese Verbände schon wegen der Reproduktion ( Nachwuchs ) und des Umgangs mit den Alten, nicht mehr hinreichend leistungsfähigen (Teilnahme an der Jagd) und allein nicht überlebensfähigen sinnvoll. Gleichwohl wurden auch die Alten benötigt aufgrund deren Erfahrungen und somit der Möglichkeit der Erfahrungstradierung. Es war also nicht nur ein rein humanitärer Akt, die Alten über den Winter zu bringen. Es war auch nützlich.

Gern können wir hier das Vorhandensein der Nächstenliebe feststellen und anmerken: "Nächstenliebe gab es schon immer." Man war auch i.d.R. miteinander verwandt.

Schaut man sich jedoch das Verhalten der Sippen untereinander an, wird man eher die große Konkurrenzsituation - z.B. um die lukrativen Weide- oder Jagdgründe - konstatieren. In Notzeiten wurden benachbarte Clans überfallen und ausgeraubt, das Verhältnis war - auch wenn das Gebiet relativ dünn besiedelt war - eher feindlich.
AAuch wurden gebärfähige Frauen geklaut ( entführt ), wenn die Sippengröße durch Krankheit und Tod erheblich dezimiert war und wegen Nachwuchsmangel unterzugehen drohte.
(( Man mußte schon damals für die eigene "Rentenzeit" rechtzeitig Vorsorge treffen. Diese Denkweise verfolgt uns noch heute, zahllose Bundesbürger befürchten ein Aussterben der Deutschen und plädieren für eine andere Einwanderungspolitik, weil im letzten Jahrhundert die Geburtenrate rapide sank. ))

Die Interessenidentität in grundsätzlichen Fragen des Überlebens der Sippe wird überlagert von der emotionalen Verbindung:
Man kennt sich - die meisten schon von Geburt an. Sicherlich haben sich Spielregeln herausgebildet, die klarstellten: Man frißt nicht dem anderen das Abendbrot weg.

Bei zunehmender Besiedlungsdichte fruchtbarer Räume bedarf es der Regelungen, der Gebote und Verbote, die ein relativ friedliches Zusammenleben ermöglichen. Einen Modus-Vivendi, der festschreibt, das und das tut man nicht, so und so möge man sich verhalten. Verbote alleine reichen nicht, es braucht noch die grundsätzliche Menschenachtung, die nicht der eigenen Sippe angehören müssen, auch diesem möge man Respekt zollen.

Dieser zivilisatorisch wirkenden Überbau fand seine schriftliche Verbindlichkeit in den Zehn-Geboten?
Normethik, Normen als ethische Werte und Maßstäbe.
Der Begriff der "Nächstenliebe" bedarf der Erläuterung, wenn er nicht als Euphemismus angesehen werden soll:
Auch die nicht-religiöse Wissenschaft definiert die Nächsten-Liebe operationaler, also im täglichen Leben umsetzbar.

"Als Nächstenliebe wird ein helfendes Handeln für andere Menschen bezeichnet. „Liebe“ beinhaltet hier jede dem Wohl des Mitmenschen zugewandte aktive, uneigennützige Gefühls-, Willens- und Tathandlung[1], nicht unbedingt eine emotionale Sympathie. Der „Nächste“ kann jeder Mensch in einer konkreten Notlage sein, der einem begegnet.
Der Begriff stammt aus einem Gebot der Tora des Judentums (Lev 19,18 EU)"

Zugegeben: "Liebe" ist im heutigen Sprachgebrauch "was Anderes".
Hier geht es um Achtung und Respekt, beides sollten wir den Mitmenschen zollen.

Der liebe Gott mußte nachbessern und gab u.a. die zehn Gebote, weil er vergessen hatte, die Anständigkeit in unseren Genen zu verankern ( wie z.B. den Welpenschutz ).
Die Rolle des Glaubens, der Religionen im Prozess der Zivilisation war demgemäß entscheidend.
Hier ist der Kollegin Divara vollumfänglich zuzustimmen.


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