Die "Propagandaschlacht" des Spiegel

@Franz - Antisemitische Erbsen, Montag, 03. November 2003, 11:21 (vor 7865 Tagen) @ Ishah

Ohne den Apparat eines Forschungsinstituts mit
volontierenden Erbsenzählern, veranstaltete ich
meine eigenen Studien.

Dem Publikum entgeht, wer in Wirklichkeit unseren
Nachrichtenalltag bestimmt. Das sind nicht die
Tagesschau, der Spiegel oder die FAZ. Es sind
Weltmächte. Die arbeiten im Hintergrund und
beeinflussen alle Redaktionen. Das klingt wie eine
Verschwörungstheorie. Ich meine Reuters, ap, dpa
oder afp. Für den Glauben an ihren Wahrheitsgehalt
gibt es sogar einen Fachbegriff:
Agenturgläubigkeit.

Ein Problem sind politische Wertungen. So fügen
die Agenturen den Namen gewisser Politiker
Adjektive bei, die allein der Weltanschauung der
Reporter entsprechen. Monatelang las ich vom
Hardliner Arafat, vom gemäßigten Scharon und vom
Extremisten Mahmoud Abbas... Wie wäre es, wenn wir
bei der Rentendiskussion über den Hardliner
Schröder und den gemäßigten Stoiber redeten.
Lächerlich.

Abstrus ist baffes Erstaunen der Agenturreporter:
»Der als Hardliner bekannte Ariel Scharon erklärte
sich zur Räumung von Siedlungen bereit.« Es fragt
sich, wer eigentlich Scharon zum Hardliner gemacht
hat. Bei nüchterner und unvoreingenommener
Betrachtung ist seine Politik eher pragmatisch und
je nach Situation mal hart, mal nachgiebig und in
jedem Fall konsistent und wechselhaft zugleich.
Ich persönlich würde mir kein simples
pauschalisierendes Urteil über keinen einzigen der
nahöstlichen Politiker erlauben, zumal sie alle in
einer unberechenbaren Wirklichkeit auch immer
wieder unberechenbar reagieren.

Als tunlichst neutraler Beobachter, erwarte ich
auch von den Nachrichtenagenturen eine wertfreie
Berichterstattung, ohne Adjektive oder politische
Hochstapelei, als wüssten die Agenturreporter
besser als die Politiker, wo es lang geht.


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