Die "Propagandaschlacht" des Spiegel

Wer tötete die Selbstmörder? (2), Montag, 03. November 2003, 11:36 (vor 7865 Tagen) @ Wer tötete die Selbstmörder? (1)

Die Agenturen verwenden auch andere subtile
Methoden der Meinungsmache. So weiß ich aus erster
Hand
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Die Information stammt von einem verantwortlichen
dpa-Mitarbeiter, dessen Namen wir hier jedoch
nicht nennen wollen. Da sich dieser Begriff wie
ein roter Faden durch die dpa-Berichterstattung
über die Intifada zieht, hatten wir keinen Grund,
diese vom Ende der achtziger Jahre im Zusammenhang
mit israelischen Angriffen im Libanon erfahrene
Information noch einmal zu überprüfen. Nach dem
öffentlichen Vortrag im Paul Loebe Haus schrieb
dazu die Frankfurter Rundschau am 2.7.2003: »Von
dem Redaktionsbeschluss, den Sahm erwähnte, weiß
man zumindest bei dpa nichts. "Das ist definitiv
nicht der Fall", dementierte der stellvertretende
Chefredakteur Harold Bojunga leicht entsetzt eine
entsprechende Anfrage. "Klar gibt es Fehler im
täglichen Geschäft, aber eine Sprachregelung?
Nein, so etwas gibt es bei uns nicht.«

Harold Bojunga bestätigte auch mir per Telefon,
dass es eine solche Sprachregelung nicht gebe. Er
habe meine Aussage mit verschiedenen Stellen im
Hause, darunter auch mit dem Büro Tel Aviv
geprüft. Bojunga leitete das Gespräch zum
Ressortleiter Politik International,Gerd-Rainer
Neu, weiter. Der berichtete von einer von ihm
verfassten internen Hausmitteilung an das Büro in
Tel Aviv und an die eigene Redaktion, ´äußerst
vorsichtig´ mit den Begriffen ´Terroristen´ und
´Vergeltung´ umzugehen, zumal man bei dem 2000
Jahre alten Konflikt nicht wisse, wer die Henne
und was das Ei sei. Neu stimmte zu, dass von
´Vergeltung´ nur die Rede sein könne, wenn
tatsächlich die Israelis selber sagten, dass eine
Aktion als Vergeltung gedacht sei. Umgekehrt
bezeichnet dpa auch manche Anschläge als ´Rache´,
wenn die radikalen Gruppen sie selbst so
definieren. Bei zwei ihm vorgetragenen Beispielen
sagte Neu, dass der Begriff
´Vergeltung´offensichtlich falsch verwendet worden
sei. Völlig neu war für ihn die Erkenntnis, dass
´Auge um Auge´ nichts mit Rache zu tun habe.
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von dem Redaktionsbeschluss einer großen deutschen
Nachrichtenagentur, jede israelische Militäraktion
als »Vergeltungsschlag« zu bezeichnen. Selbst wenn
der israelische Militärsprecher von einem
Präventivangriff spricht, berichtet jene Agentur
von Vergeltung. Andere Agenturen enthalten in
ihren englischen Originalberichten nichts
dergleichen. Doch in der deutschen Ausgabe etwa
von Reuters rutscht der Begriff »Vergeltung« als
Zwischentitel rein.

Ein typisches Beispiel ereignete sich an dem Tag,
als in Mombasa, Kenia ein doppelter Anschlag auf
ein Touristenhotel und auf eine abfliegende
Maschine der israelischen Fluggesellschaft Arkia
am 28. November 2002 geschah. Wahrheitsgetreu
zitierten die englischsprachigen Agenturen die
Reaktion des israelischen Premierministers Ariel
Scharon: »Israels langer Arm wird die Terroristen
und ihre Drahtzieher erreichen«. Scharon sagte,
was jeder deutsche Polizeibeamte nach einem
beliebigen Verbrechen sagt. Reuters und ap
berichteten kommentarlos, was Scharon sagte. Das
Wort »Vergeltung« kam in den englischen Berichten
nirgendwo vor:


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