PISA
Aber wo wir gerade bei den schulischen Hoffnungsträgern sind: Was mich persönlich am meisten fuchst, ist die Rechtschreibung. Da hatte ich heute eine recht pfiffige Gruppe, die machte so etwas wie eine Werbeveranstaltung für Billard-Tische. Dummerweise kam da auch die Sprache auf diese komischen Stöcke, mit denen man die Kugeln schubst. Sie wussten auch, wie die Dinger heißen: "Kö". Dann wollten sie wissen, wie man queue schreibt. Nä, ich denk', so einfach nich'. Greif mir also ein Lexikon - davon standen so 10 rum - wollte ihnen das Wörtchen unter die Nase reiben, grummelig gucken, also die ganze Palette ... gepfiffen. In dem Schülerlexikon kam das Wort gar nicht vor.
Und mal ganz im Ernst - wie soll eine Fernsehgeneration Rechtschreibung lernen?
Zumal repressive Maßnahmen im Sinne von "Fahrenheit 451" offensichtlich völlig überflüssig sind.
Tja, das ist wohl ein Thema für sich. Zum Trost: Annette von Droste-Hülshoff hatte es mit der deutschen Rechtschreibung auch nicht so. "Soll der Lektor machen", meinte sie, "ich hab keine Lust, das alles nochmal durchzusehen."
Manche Konservative stehen auf dem Standpunkt, dass Rechtschreibung ein Kulturgut sei, welches es zu bewahren gelte. Aus meiner reichhaltigen Unterrichtserfahrung muss ich allerdings sagen: wenn nicht ein Ruck durch die (bundes)deutsche Bildungspolitik geht und eine Kommission wirklicher EXPERTEN selbiges vom Kopf auf die Füße stellt, dann ist die Rechtschreibung nicht zu retten. Innerhalb der Struktur, die unser Unterricht angenommen hat, ist sie gar nicht mehr zu vermitteln.
Ehrlich gesagt: Ich sehe das nicht sonderlich verkniffen. Dazu habe ich zu viele Texte aus unterschiedlichen Epochen gelesen und mich zu sehr über die "Normalisierung" z.B. bei Reclam geärgert. Und das Meckern über "Fehler" ist bei den workshops nicht meine Aufgabe - das überlasse ich gern den zuständigen Lehrern.
Mein job ist ganz schlicht, den kiddies beizubringen, wie man eine ordentliche Präsentation über die Bühne bringt. Und in dem Bereich meckere ich schon genug.
Aber heute hatte ich allen Ernstes 'ne Gruppe, die wollte einen Vortrag über Drogen halten. Was ganz ok ist, die bekommen dazu reichlich Infos. Hatten auch ein entsprechendes Info-Blatt. Aber wenn ich dann "Marioana" lese, dann kann ich mir den Hinweis nicht verkneifen, dass es in dem benutzten Paper womöglich anders geschrieben wird.
"Heroin", das gute alte Hustenmittel von Bayer, stand ganz korrekt im Vortrag. Wurde dann aber gestrichen - die zuständige junge Dame beharrte darauf, sie könne das nicht aussprechen. Sie hatte schlicht Angst, sich mit falscher Betonung zu blamieren. Fand ich irgendwie süß.
Tscha...
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Oblomov,
03.12.2013, 20:17
- PISA - Oblomov, 03.12.2013, 20:29
- PISA - Divara, 03.12.2013, 21:54