Schreibrechtsreform 1995
@DivaraIch erhebe nicht den Anspruch, mit meinen Ausfühurungen alle (neuen und/oder verstärkten) Sprachdefizite erklärt zu haben. Die Schule bzw. die Fachdidaktik in der Schule ist hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch ein kausaler Faktor. Und für den Mangel an flüssigem Lesen, wie du ihn für einige Kinder der fünften und sechsten Klasse konstatierst, habe ich nicht den geringsten Erklärungsansatz. (Wobei ich z.B. gegenüber der Unsitte des phonetischen Schreibens in einigen Grundschulen bis zur dritten Klasse sehr skeptisch eingestellt bin.)
Allerdings gehe ich fest davon aus, dass die ganze Digitalisierung auch Nachteile hat und eben zumindest auch eine Rolle spielt. Wenn ich immer wieder feststellen muss, dass manche meiner Altersgenossen* (40 +/-5) und mitunter sogar Ältere, sobald digital bzw. nicht-offiziell geschrieben wird, in einen bedenklichen Grad von Zwanglosigkeit verfallen, dann kann ich mir kaum vorstellen, dass dies keine Auswirkungen auf die jüngeren Generationen hat (Schüler, Azubis, Studenten). So schreibt das durchschnittliche Mitglied einer jüngeren Generation, bedingt durch Digitalisierung, mit einiger Wahrscheinlichkeit (quantitativ!) mehr als das einer älteren Generation.
Dieses gestiegene Schriftaufkommen wird jedoch in vielen Fällen maßgeblich im digitalen Slang bestritten. Und ich denke wirklich, dass man hier durchaus eine Analogie zur mündlichen Sprache ziehen kann: Wer größtenteils nur Slang und/oder (tiefen, tieferen) Dialekt spricht, der tendiert eher/häufiger dazu, mit der Standardsprache ein Problem zu haben. Einige, wahrscheinlich sogar die meisten, bekommen es hin, zwischen den verschiedenen Schreib-Modi zu wechseln. Aber andere eben nicht oder nur unzureichend.
Dafür spricht eines: die massiven Schreib- und Lesedefizite tauchten ziemlich plötzlich nach der Jahrtausendwende auf, und das war die Zeit, als Computer und Handys in die Kinderzimmer einzogen.
Aber etwas anderes spricht völlig dagegen: Das Chatten + Skypen + die Whatsapp etc. beginnen bei den Kiddies etwa Ende der 8. Klasse in vollem Umfang. Vorher wird gespielt, oder man schickt sich Smilies oder kleine Filmchen und dumme Fotos. Oder benutzt (inzwischen) die Sprachfunktion. Zu diesem Zeitpunkt müsste aber das Erlernen der Schriftsprache abgeschlossen sein.
Es muss vor allem am Methodischen liegen. Da ich da keinen Einblick habe, kann ich nur Vermutungen anstellen. Dazu später nochmal was.
Wie gesagt: Ich möchte die methodischen Ursachen nicht wegwischen.
Allerdings halte ich es für wenig plausibel, dass nach dem Erlernen der Schriftsprache dieselbe nicht mehr digital versaut werden kann. Zumal ist mit der achten Klasse das Aneignen der schriftlichen Sprachkompetenz eben nicht völlig abgeschlossen. Ein Linguist, der aktuelle Schriftproben von uns beiden hätte, könnte uns wohl auch in einem Stapel Deutsch-Klassenarbeiten aus der 8. zuordnen. Trotzdem schreiben wir heute anders.
Mein Punkt war ja der, dass die jüngeren Generationen heute einen erheblichen Teil ihres gesamten persönlichen Schriftaufkommens mehr oder weniger im digitalen Slang bestreiten und dies mitunter auf den "offiziellen Sprachmodus" abfärbt.
Ich habe mir früher natürlich beispielsweise (noch ohne Laptop) hie und da im Telegrammstil Seminarnotizen gemacht und mich dabei wenig um meine Sauklaue geschert; schließlich war das Ganze ja nur für mich bestimmt. Gleichwohl war es aber zumindest so gehalten, dass ich ggf. einen Teil des Inhaltes in eine Formulierung für eine Seminararbeit übersetzen konnte. D.h.: Wenn ich darüber nachdenke, bin ich wahrscheinlich nicht der Einzige, der, ohne dabei schulisch oder im Elternhaus besonders streng zugerichtet worden zu sein, bei nahezu jeder schriftlichen Äußerung (Einkaufszettel mal außen vor) im Hinterkopf hatte, dass an sie gewisse Standards angelegt werden bzw. werden könnten.
Aber das ist heute eben nur noch eingeschränkt der Fall. Wenn, wie du sagst, ab der achten Klasse mit Whatsapp, Facebook und Co. losgelegt wird, herrscht, gemessen am gesamten persönlichen Schriftaukommen, ein sehr umgangssprachlicher Schreibstil vor, der dazu noch durch schriftlich-digitale Eigenheiten ergänzt wird. Etwas zugespitzt gesagt: Bei Whatsapp, Facebook und Co. gilt nur die Regel, dass die Mitteilung verstanden wird. nr wert so schjreibz wirdf uintr umnsdtänmden remahnzt.
Ansonsten ist jede Form ziemlich egal..........Diese komischen Punkte, die tieferes Wissen suggerieren oder andeuten sollen, dass der Verwender der Punkte den Inhalt des voranstehenden Satzes noch weiter ausführen könnte (wenn er denn wollte und/oder Zeit hätte), sind übrigens ein typisches scheußlich-digitales Stilmittel. Diese Punkte tauchen dann mitunter in Mails oder Online-Kommentaren von relativ normalen Erwachsenen auf. Und zwar auch hinter Sätzen, wo ihr Andeutungscharakter wenig Sinn macht, also der Autor mit den Punkten ersichtlich gar nicht raunen/andeuten will oder, aussparend, in einer privaten Mail über sein Befinden in den letzten 14 Tagen gar nicht mitteilt, dass er einen Darminfekt hatte ("Hatte einen Darminfekt........").
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser ganze Scheiß kaum negative Auswirkungen auf die normale bzw. normal sein sollende Schriftsprache hat. Erst recht nicht, wenn er schon ab der achten Klasse zum schriftlichen Alltag gehört.
Ich will mir gar nicht vorstellen, was für Stilmittel z.B. ein alter Bekannter (ein bisschen jünger als ich, Abitur, abgeschlossenes Studium) in privaten Mails noch verwenden würde, wenn er Mitglied einer jüngeren Generation wäre..........*ächz*
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