Schreibrechtsreform 1995

NN, Montag, 10. August 2015, 22:13 (vor 3564 Tagen) @ Divara

Ich denke aber auch, dass ein großes Problem darin liegt, dass einfach gar nicht mehr genug gelesen und geschrieben wird. Die ersten drei Klassen laufen ab wie eine verlängerte KiTa. Stress kommt plötzlich in der 4. Klasse auf, weil die Entscheidung über die weiterführende Schule fällt. Dann sollen sie plötzlich Dinge können, die sie nie gelernt haben (Das Gleiche wiederholt sich übrigens in Klasse 10).
Wenn etwas geschrieben wird, soll in der Regel der Banknachbar (die Banknachbarin!!!) korrigieren. Was dabei rauskommt, kann man sich leicht vorstellen. Aber der Lehrer als Autorität darf keine Rolle mehr spielen. Kinder wollen nämlich lernen, und wenn man sie lässt, dann lernen sie von ganz allein. (Dieses Konzept schafft den großen Markt für den Privatunterricht).

Ich kann zwar nicht beurteilen, ob dieser Unsinn flächendeckend praktiziert wird. Aber damit wären wir bei konkreten fachdidaktischen Mängeln, die nicht mit dem Hinweis beiseite gewischt werden können, dass Kinder bekloppter Eltern häufig ko-bekloppt sind.

Neulich las ich übrigens irgendwo, dass die weit überwiegende Mehrheit der Pädagogikdozenten an deutschen Universitäten als Erwachsene kaum je eine Schule von innen gesehen hat. Das war wahrscheinlich früher kaum anders; mit der Zeit mussten die Betreffenden sich jedoch immer was Neues (phonetisches Schreiben - was soll der Mist?!) oder alten Wein in neuen Schläuchen (mehr Gesamtschulen) überlegen.

Überdies ist Lernen einfach und macht Spaß. Dazu reicht es, sich einmal den Büchertisch in irgendeiner Buchhandlung anzusehen, auf dem vor der Urlaubszeit die Sprachbücher liegen:
„Französisch mit Spaß“
„Italienisch in vier Wochen“
„Türkisch ganz leicht“
„Neugriechisch ist gar nicht so schwer“
„Chinesisch wie von selbst“
Und das hat natürlich Methode. Denn wenn das Lernen so leicht ist, dann sind die Privilegien, die durch Bildung erworben werden, natürlich ungerecht. Wieso verdient ein Habilitierter mehr als der Facharbeiter? Warum soll die Erzieherin nicht 10% Gehaltserhöhung fordern, wenn sie doch ebenso viel leistet wie ein Studiendirektor? Der hat sich nur durch das längere Studium eine zusätzliche Auszeit verschafft. Und nun steht er nur noch dumm vor der Klasse und lässt die Schüler selbständig arbeiten.


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Wahrscheinlich verfolgen einige pädagogische Theoretiker mit Blick auf "spielerisches Lernen" einen überzogenen Ansatz.

Für einige Praktiker klingt die Sache möglicherweise deshalb verlockend, weil zufrieden spielende Kinder weniger Stress machen.


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