Bundestagsqual 2013

Divara @, Montag, 07. Oktober 2013, 09:47 (vor 4339 Tagen) @ Oblomow


Vielleicht sehe ich das auch alles zu eng.
.


Lieber Sir Oblomow, die inflationäre Verwendung des aussagekräftigen Adjektivs fassungslos finde ich zu Recht von Ihnen kritisiert.
Aber woraus leiten Sie denn ab, dass dies ein moderner Begriff sei?


Sie haben vollkommen recht, werter Alex,Esq., "modern" ist NUR die Verwendung und auch die Häufigkeit.
Eigentlich eine schöne Bezeichnung, ... so bildhaft. Die Aufweichung der Bedeutung geschah halt dadurch, dass heute schon die kleinste Aufregung mit "Fassungslosigkeit" der Betroffenen kommentiert wird.
Durch welchen Begriff sollte das heute noch gesteigert, 'getoppt' werden können?
Ich weiß es nicht! (So ist es bei der Inflationierung, da fällt einem kein Komparativ mehr ein.)

Ein anderer Begriff, inflationär gebraucht, gehört dazu: Man ist "fassungslos" weil irgendetwas "eklig" ist. Auch "eklig" lässt sich kaum noch steigern...
Und da wir gerade bei den Worten sind: zwei Begriffe vermeide ich: "Toleranz" und "Kunst". Ich frage mich, ob man nicht bald den Begriff "Musik" ebenfalls dazu zählen muss. Wenn ich lese, dass in Griechenland ein "Musiker" umgebracht wurde...Es war ein Rapper. Waren die (bemitleidenswerten) Mädels von Pussy Riot "Künstlerinnen" oder gar "Musikerinnen"?
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Der Zustand des "gefasst seins" ist doch imho im besten Sinne erstrebenswert, angesichts des alltäglichen Unbills, der einen, ohne die englische "stiff upper lip", zu einem kleinen Veit machen kann.
Und als Haltung alles andere als modern, sondern männliche Tradition at its best!
Die Fassung zu verlieren ist doch schlicht eines Mannes unwürdig, um mal etwas Salz in die Wunde Ihres feministischen Herzens zu reiben. :-D
Fassungslosigkeit ist emotionaler Ausdruck einer im schlechtesten Sinne weibischen Attitüde, der ich Sie ungern zeihen möchte.


Wow, Herr Kollege! Sie haben offensichtlich das Bild einer hysterischen Furie vor dem geistigen Auge, die jedes Maß und "natürlich" auch die Fassung verloren hat. ;-)
Solch ein Verhalten allein den Frauen unterzuschieben, entlarvt Sie, Alex, als Macho der Alten (oder sogar älteren) Schule.
Ich halte das für unstatthaft!
Erinnern darf ich daran, dass Siegmund Freud bereits vor 100 Jahren das 2000 Jahre alte Vorurteil, die Hysterie sei 'weiblich', ausräumte und diese auch auf die Verhaltensauffälligkeit der Männer bezog. Bis zu diesem Revisionismus gingen die Ärzte - wie die alten Griechen - davon aus, dass Turbolenzen der Gebärmutter Ursache der Störung sei ( ὑστἐρα = hystéra = Gebärmutter ).
Ich gebe Ihnen aber gerne zu, dass ich in diesem Falle insgeheim von einem Irrtum unseres Freundes ausgehe. Nahezu intuitiv ordne ich die Bezeichnung 'Hysterie' auch immer weiblichen Wesen zu, wenn einem mal einen kleinen Fehler unterlaufen ist und sogleich von der Gegenseite eine Überreaktion erfährt.

Just gestern Abend habe ich mehrmals von Hysterie gesprochen - in Bezug auf einen Mann. Ich war dabei, eine Bekannte in die Schönheiten der französischen Sprache einzuweisen, als mehrfach ein Freund derselben anrief, dem die Frau weggelaufen ist. Nun dreht er völlig am Rad und hatte alle halbe Stunde eine neue Idee, was er mit ihr oder ihrem neuen Liebhaber anstellen würde. Wir tippten uns dauernd an die Stirn. Absolut hysterisch. ;-)

Beim Mann würde ich das Ausrasten eher als cholerischen Anfall bezeichnen. (Was keineswegs bedeutungsgleich mit 'fassungslos' ist.)
Korrekter Weise bezeichnet man das heute bei beiden Geschlechtern als "dissoziative Störung". Aber die dissoziative Störung hat natürlich nicht den schönen Klang und damit die Dramatik der Hysterie und des cholerischen Anfalls. Im letzteren steckt der medizinische Begriff: Cholera! Und man glaubt, das Miasma nahezu körperlich zu spüren. (Als Miasma bezeichnete man den fauligen Gestank zu Zeiten der Pest.) Das also, werter Alex, Esq., ist der 5.Akt oder - je nach Geschmack - ganz großes Kino. Das Non-plus-ultra.
Da haben Sie ihren Superlativ!

Aber Inge Meysel in eine Reihe mit den "Geistesgrößen" des 18. und 19. Jahrhunderts zu stellen, sie sogar einem boshaften Intellektuellen-Hasser wie Schmidt vorzuziehen, scheint mir absolut "unenglisch".


War doch nur ein Beispiel (das ich auch gleich relativierte) und Ausdruck meiner "Fassungslosigkeit". ;-)

Und einem Kerl, der sein Geschirr noch händisch erledigt, unangemessen...


Tja, meine "l'ange du foyer" hat mich vor Jahren verlassen, als ihr Freund eine Curry-Wurscht-Bude aufmachte und sie dort helfen mußte. Monicca konnte sehr gut kochen und hielt alles sehr sauber. So gutes Personal ist heute kaum zu kriegen,

Für eine Spülmaschine habe ich in der 12qm-Küche keinen Platz (mehr); brauche ich auch nicht, weil so viel nicht anfällt. Außerdem ist es unökologisch. ;-)
Zudem - weil Ihnen ein Argument wohl nicht ausreichend erscheinen mag - wahrscheinlich könnte ich mir so ein Gerät gar nicht leisten. Ist doch sicherlich sau-teuer, oder nich'?

Oh, ein Seelenverwandter! Auch ich spüle von Hand. Ökologisch ist das allerdings nicht, sagte man mir. Die neuen Maschinen seien viel sparsamer als das Wasser, das ich über meine Hände laufen ließe. Aber in meiner Messie-Küche ist für eine Spülmaschine gar kein Platz. Und wenn ich gleich meine E-Mails gecheckt haben, geht es ans Spülen.


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