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Prinzen und Frauen

Rachmones Peppermind, Mittwoch, 24. Juli 2013, 06:12 (vor 4413 Tagen) @ Oblomow


sind immer ein Emotionsmarker, sowie wenn ein wütendes kleines Mädchen mit einem Fuß auf den Boden stampfen würde.


Und sicherlich besser, als einen Halbsatz aus dem langen Text herauszuschneiden und dem anderen vorzuhalten, ;-) wie ich es gerade tue:
FC: Was haben Sie bloß für ein Mädchenbild (Frauenbild) ?

Liebe Genossen,
mit Freud und Freude habe ich Euer Gerangel beobachten können - im Bemühen von der Couch auf den Sessel zu gelangen. Wahrscheinlich könnte man das Bild 'Die Reise nach Jerusalem' nennen. Da Ihr Euch nicht einigen konntet, wer wo Platz nehmen müsste, habt Ihr - gar nicht stilgerecht - einen zweiten Sessel herbeigeschafft und für mich die Couch reserviert. Ich seh' Euch mit der dicken Zigarre im linken Mundwinkel, genüßlich daran saugend, die ersten Rauchringe fabrizieren.
Wer läge nicht gern - statt zu sitzen - bei diesem Wetter auf einem Chesterfieldsofa in einer kühlen Gründerzeitvilla am Stadtrand, mit Blick nach oben ( was für ein Bild ?) auf den feinen, alabasterfarbenen Stuck und sinnierend über Traum und Wirklichkeit, über Konstruktionen und das Bild, das andere womöglich über einen selbst haben, welches sie haben sollten und eines, das sich immer noch von dem unterscheidet, das das 'wahre' ist.
Aber, liebe Genossen, auch ich will nicht auf die Couch. ;-) Selbst dann nicht, wenn ein 'Gesundungsgespräch' - wie von Breuer der Anna O. versprochen - das Ergebnis sein könnte. Ich würde es eh' nicht glauben und gar nicht "gesund" werden wollen. Ich bin schon so lange so und will mich nicht ändern.
Die Weigerung hat ganz einfache Gründe hat: Ihr habt Beide ein emotionales Verhältnis zu mir, seid also befangen und müsstet auch ganz vorsichtig formulieren, um nicht weh zu tun, was Ihr gar nicht übers Herz brächtet. Warum auch, Ihr geht respektvoll mit mir um wie ich mit Euch. Bestimmte Grenzen werden auch bei härtesten Auseinandersetzungen nicht überschritten, beim einen ist die Linie rot, beim anderen grün. Sind aber nicht gänzlich deckungsgleich und folgen nicht dem selben Maßstab.
Die Befangenheit (der emotionalen Beteiligung) verhindert ein zutreffendes Ergebnis. Die erste Voraussetzung wäre der objektive Abstand, die Distanz. Die habt Ihr nicht.
Hinzu kommt - wie schon oben angedeutet - dass man die Bildbildung zu steuern versucht, um als Netter und nicht ganz blöder Kerl dazustehen. Der Eindruck soll zumindest vermittelt werden, insofern ist es immer auch Show, die jedoch nur selten die intendierten Ergebnisse zeigt. Vor allem wenn es über Jahre oder Jahrzehnte geht, ....... die Show läßt sich nicht immer durchhalten.
Ein weiteres Erschwernis der Befangenheit ist das 'Kennen' aus dem RL, also außerhalb dieses Mediums. Wir tun so, als müssten wir das Gegenüber aus seinen Beiträgen hier und dort, jedoch nicht aus privaten Kontakten beurteilen. Als wären letztere genauso wichtig (oder unwichtig) gewesen wie ein guter 30-Zeilen-Beitrag im Thread 1876. Das geht natürlich nicht. Und wäre auch m.E. nicht zulässig.
Ebenso unstatthaft wäre es m.E. aber auch, das RL offen in die Beurteilung einfließen zu lassen. Dieses suggeriert eine Einschätzungssicherheit, die mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht gegeben ist, denn so gut kennen wir uns außerhalb der IT-Welt nun auch wieder nicht. Und wenn doch, zumindest dann muß man auch die Frage stellen, ob die Informationen für das nicht zu kontrollierende Umfeld (einschließlich der hiesigen Überschrift ) geeignet sind. Wer von uns blättert schon seine tatsächlichen Tagebuchseiten auf und macht sie damit der Welt zugänglich.

Laßt uns darauf einigen, dass wir hier Kunstfiguren betrachten, die zugegeben ein mehr oder minder stabiles Abbild der RL-Persönlichkeit ist. Vielleicht wäre der Konjunktiv hier passender. Soweit es uns drei betrifft sind wir weit weg von einer angenommenen Rolle. Und das ist die eigentliche Gefahr in Zeiten der NSA und offenen Seiten.

Ich bin's schuld. Ich liefere mit meinen Stories Bilder, die weitere Bilder bei dem Rezipienten aus seinem jeweiligen Erlebnisfundus auslösen. Das ist intendiert. Die Wirkung, d.h. die Intensität der Verknüpfung mit eigenen Bildern und Geschichten, ist naturgemäß bei den Lesern unterschiedlich. Genosse Cut fährt besonders darauf ab, andere sehen meine spontan eingestreuten Home-Stories als Zeugs, das hier nicht hingehört. Auch hiermit haben sie so unrecht nicht. Cuts sich Einlassen wie auf einen Film, in den man sich fallen läßt und nicht mehr darauf achtet, ob er gut synchronisiert und richtig ausgeleuchtet ist, sondern Teil der Handlung wird, basiert sicherlich auf eine ähnliche Gefühlslage. Wahrscheinlich ist er im Herzen ein Romantiker, ein Träumer, der mehr an das "Früher" als an den Morgen denkt.

Ich schreibe nicht, um den Genossen Cut zu unterhalten, ihn möglicherweise zum Lachen zu bringen. Ich schreibe, um Gegenentwürfe und ebensolche Bilder zu erhalten. Derjenige, der das Feed-back liefert, hat das Spiel der Piekserei verstanden.
Das ist FC, dem es Spaß zu machen scheint, in die Vergangenheit zu mitzureisen. In die Vergangenheit unserer aktiven Zeit.
Auch ich mochte die Flatterröcke der Hippie-Zeit und die optimistische Stimmung,
http://www.youtube.com/watch?v=8Be_HHk8pog
wir haben halt geliebt, gelebt zur annähernd gleichen Zeit, manche Möglichkeit ausgelassen, was uns heute noch ärgern mag, oder auch nicht. Waren nicht immer Sieger - aber auch nicht oft der Looser. Ein ganz normales Leben halt für diese Zeit zweier sehr unterschiedlicher Mentalitäten. Und wir werden - es hört sich so pathetisch an, ist aber nicht so gemeint - sterben am gebrochenen Herzen, hoffentlich. Und zugeben würden wir nie, dass es die Frauen waren, die wir liebten und die uns umbrachten.

Würden ich die Geschichten nur erzählen, um Kermits 'Applaus, Applaus' zu hören, wäre ich tatsächlich der Hirschhausen-Zampano, zugleich aber nur ein oberflächlicher Spaßmacher. So sehe ich mich nicht, so will ich nicht gesehen werden.

Liebe Genossen, ich will nicht auf die Couch!
( Unter Ausschluß der Öffentlichkeit, liebe Genossin, bin ich aber gern bereit mit Dir die Couch zu teilen, um die Probleme - natürlich auf Augenhöhe - offen auszudiskutieren.)
Dennoch können wir hier über Frauenbilder/Männerbilder reden. Why not? Ich wüßte auch schon, was ich antworten würde (je nach dem wer fragt) ;-)
Grillparzer war es - glaub' ich - der meinte:
"Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, nicht unbedingt in der Mitte." Lassen wir sie dort - wo auch immer das sein mag.

Grobe Fehleinschätzungen/Zuschreibungen möge man mir verzeihen.

.

Lieber Oblomow,

nur eine sehr kurze, sehr unpoetische Antwort (für den Moment):
Wie ich schon zu Herrn Cut schrieb: Man schnuppert an unterschiedlichen Objekten - Du bringst nun ein weiteres ein -, und für diesmal bin ich's schuld. Nichts lag mir in dem Fall ferner als die Couch (obwohl ich eine Chesterfield-Couch inkl. Sessels und Fußbank zu bieten hätte, allerdings unter Jugendstil-Stuckatur und ohne Villa). Mir ging es tatsächlich um die Bilder, nicht für Feedback und Wellness, sondern, viel schlimmer, für die Ästhetik-Debatte.
Ihr seid auf je einem anderen Stern, und, für die Chronik: Es ist noch lustig, denn genau damit würden wir nun oberflächliche Gender-Aussagen (-Vorurteile) konterkarieren.

Ich betrachte mich als mit meinem Vorhaben (vorerst) gescheitert, kann aber recht gut damit leben und grolle nicht ("und wenn das Herz auch bricht").

Eine gute Nacht/einen schönen Tag, und danke für den hübschen Text!

RP


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